Wlodzimierz Borodziej

Der Warschauer Aufstand 1944

Cover: Der Warschauer Aufstand 1944
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783100078063
Gebunden, 253 Seiten, 21,99 EUR

Klappentext

Der Aufstand der polnischen Widerstandsbewegung gegen die deutsche Besatzungsherrschaft gilt als das schwärzeste Kapitel der polnischen Geschichte während des Zweiten Weltkrieges: Innerhalb von 63 Tagen wurden ca. 180 000 Menschen, die meisten von ihnen Zivilisten, getötet und die Reste der Hauptstadt dem Erdboden gleichgemacht. Die Geschichte des Aufstandes begann mit dem Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.11.2001

Dass diese Studie der Rezensentin "auf den ersten Blick etwas sperrig vorkommt" sei nur am Rande erwähnt, denn Elke Schubert sagt uns nicht, inwiefern das so ist. Stattdessen hebt sie die Fundiertheit der Arbeit hervor, die sie für eine "Fundgrube an Informationen, Einschätzungen und auch Erkenntnissen anderer Forscher" und also für einen "wichtigen Beitrag zum Verständnis" des Warschauer Aufstandes von 1944 hält. Schubert macht darauf aufmerksam, wie günstig der Autor die Chancen eines Aufstandes im Jahr 1944 einschätzt. Deshalb, so Schubert, widme er sich vor allem den Ursachen des Scheiterns, "indem er die Vorbedingungen, die Planung, aber auch den Verrat der potenziellen Bündnispartner einer genauen Prüfung unterzieht".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.11.2001

Nicht einfach findet der Rezensent Christian Hartmann die Aufgabe, der sich Wlodzimierz Borodziej mit seiner Studie über den Warschauer Aufstand von 1944 gestellt hat. Hartmann nennt die Geschichte so komplex und "von der Größe einer antiken Tragödie", dass man ihr kaum gerecht werden könne. Deswegen schätzt er auch den verhaltenen Tonfall, den Borodziej in seiner Auseinandersetzung mit dem Thema wählt und lobt, dass sich der Autor nicht zu vorschnellen Schuldzuweisungen hinreißen lässt, trotz der offensichtlichen Fehleinschätzung der Lage durch die polnische Heimatarmee. Der Einschätzung des Autors, dass sich die Friedfertigkeit der polnischen Nachkriegspolitik durch dieses Trauma erklären lässt, will sich Hartmann aber nur halbherzig anschließe. Seiner Ansicht nach steht dieses Kapitel polnischer Geschichte für mehr und zwar: "für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Todesverachtung".
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2001

Marta Kijowska sieht in dem Buch des Historikers Wlodzimierz Borodziej eine lesenswerte Fortsetzung bzw. Ergänzung zu den auf dem Buchmarkt etablierten Publikationen über den Warschauer Aufstand 1944. Eines der bisher bekanntesten Werke zu diesem Thema sei "Kampf um Warschau" von Janusz Piekalkiewicz, auf deutsch 1994 erschienen. Das neue Buch widmet sich im Gegensatz zu der rein chronologischen Darstellung des Geschehens von Piekalkiewicz stärker der Vorgeschichte, den politischen Hintergründen und der Wirkungsgeschichte des Aufstandes in der polnischen Nachkriegsgeschichte, stellt die Rezensentin fest. Bei der Lektüre werde einem klar, welche Bedeutung die "folgenschwerste Erhebung der Polen während des Krieges" für das Land hatte: "Diese 63 Tage (...) stellen für die Warschauer bis heute ein Trauma dar. Aber auch für die Polen im restlichen Land. Denn der Aufstand hatte etwas dahingerafft, was für ihr Nationalbewusstsein elementare Bedeutung hatte: ihre Hauptstadt." Statt den Leser mit Details zu ermüden, beleuchte das Buch in "erzählerischem Duktus" die historischen Hintergründe.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2001

Willi Jasper bezeichnet die Studie des polnischen Germanisten und Historikers Wlodzimierz Borodziej über den Warschauer Aufstand (1. bis 4. Oktober 1944) gegen die deutsche Besatzung als einen "Epilog". Das durch 180.000 getötete Warschauer ausgelöste Trauma, der Zorn über die Zerstörung des gesamten Stadtzentrums und der Schock über die Passivität der Roten Armee ist - wie der Autor "anschaulich" beschreibe - "in der Nachkriegszeit zu einem konstitutiven Element des polnischen Nationalbewusstseins" geworden, schreibt Jasper. Der Autor wende sich (wie sein Kollege Bogdan Musial) mit seiner Bearbeitung bewusst gegen eine Mythisierung polnischer Geschichte: Breit angelegt sei beispielsweise die Frage nach der Vermeidbarkeit des Aufstandes. Das Fazit des Rezensenten: Der "Weg einer europäischen Ethik des Gedenkens" ist nach wie vor "schwierig".