Wilhelm Heinse

Die Aufzeichnungen 1768 bis 1783

Frankfurter Nachlass: Texte, Band I
Cover: Die Aufzeichnungen 1768 bis 1783
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446203976
Gebunden, 1408 Seiten, 68,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Markus Bernauer, Adolf Borbein, Thomas W. Gaehtgens, Volker Hunecke, Werner Keil und Norbert Miller. Wilhelm Heinse (1746 - 1803) gilt zu Recht als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller und Kunsttheoretiker des 18. Jahrhunderts. Die erste vollständige Edition seiner in Frankfurt aufbewahrten Nachlasshefte erscheint nun in fünf Bänden. Mit ihren literarischen, kunsthistorischen, archäologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Notizen gewährt sie nicht nur einen breitgefächerten Einblick in die Kunstgeschichte der damaligen Zeit, sondern zeigt zugleich einen großen Sprachmagier am Werk. Band 1 umfasst die Aufzeichnungen der Jahre 1768 bis 1783, das heißt von Heinses Anfängen in Erfurt, Halberstadt und Düsseldorf über seine Reise nach Italien bis zu seinem zweiten Düsseldorfer Aufenthalt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 19.05.2004

Wilhelm Heinse gehört eigentlich in den engeren Kreis der Italien-Reisenden, und seine Beschreibungen von Landschaften, Skulpturen und Gemälden, seine kunstheoretischen und philosophischen Erörterungen hätten das Zeug dazu gehabt, meint Rainer Wuthenow, die klassischen Italien-Bilder Goethes zu ergänzen oder zu korrigieren. Doch Heinses Aufzeichnungen blieben bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts unveröffentlicht, damals erschien eine Auswahl aus den Studienheften. Der Plan einer kompletten Edierung des Nachlasses hat sich auch diesmal zerschlagen, berichtet Wuthenow, aber die Studienhefte seien nun mühselig entziffert und erfasst worden. Beim Lesen zeige sich schnell, dass es sich nicht um Tagebücher, sondern um Materialhefte handele, die Heinse weniger als Aphoristiker denn als "genialen Fragmentisten" zeigten. Für Wuthenow ist Heinse ein großer Autor der kleinen Form, der sich zwar als Antipode von Winckelmanns Klassikvorstellungen verstand, dennoch keinen richtigen Kunstkritiker abgab, sondern dafür Gemäldebeschreibungen ablieferte, wie sie "keiner zustande gebracht" hat. Die Lektüre von Heinses Schriften erfolgt nicht ohne Mühe, gesteht Wuthenow - Heinse benutzt alleine sechs Sprachen - , doch seien seine Kunstgespräche auf einem Niveau, das "ihm noch neiden muss, wer anderer Ansicht ist".