Terry Eagleton

Das Böse

Cover: Das Böse
Ullstein Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783550088308
Gebunden, 208 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Das Böse - warum fasziniert es uns und stößt uns zugleich ab? Gibt es das absolute Böse? Sind Terroristen unmenschliche Monster? Gibt es so etwas wie Sünde? Werden wir böse geboren, oder macht uns erst die Gesellschaft zu Übeltätern? Terry Eagleton, überzeugter Marxist und bekennender Katholik, geht dem Phänomen des Bösen auf den Grund. Dabei zieht er Augustinus und die Bibel ebenso heran wie Sigmund Freud, Hannah Arendt, Thomas Mann, William Shakespeare und die Daily Mail. Eagleton legt dar, dass das Böse nihilistisch und selbstzerstörerisch ist und dass abstrakte Ideengebäude zwar das Gute wollen, aber meist das Schlechte erschaffen. Eagleton liefert keine vorgefertigte Definition des Bösen. Vielmehr lädt er die Leser zum Mitdenken ein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2011

Rezensent Burkhard Müller hat sich mit drei Büchern an die Ergründung des Bösen gemacht, sieht sich aber zu seiner Enttäuschung nicht wirklich weitergebracht. Terry Eagleton fasst das Böse als metaphysisches Problem auf, das sich als ein universaler Vernichtungswillen entpuppt, legt der Rezensent dar. So herzlich er dem Autor auch zustimmt, dass die Etikettierung von schlimmen Taten als schlichtweg böse eine Bestrafung oder Therapie des Täters ausschließt. Eagletons "Neid- und Verkürzungstheorie", das Böse sei Folge des Leidens an der fehlenden Teilhabe am "Reichtum der Seienden" findet er dann wenig tiefgründig. Der Rezensent unterstellt dem Autor hier, dass er vor dem Bösen damit letztlich "ängstlich" zurückscheut und sich nicht an die Wurzel des Übels traut. Deshalb endet das Buch in den Augen des unzufriedenen Rezensenten auch eher schwach mit Überlegungen zum Terroristen, der mit dem wahren Bösen doch wohl eher nichts zu tun hat, wie Müller meint.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2011

Uwe Justus Wenzel hat zwei Bücher über das Böse gelesen, die ihm allerdings nicht alle Fragen beantworten. In gewohntem Schwung, mit Lust zur Abschweifung und sogar mit einer gewissen Portion Bosheit nimmt sich Terry Eagleton des Themas an, stellt der Rezensent fest. Ihm fällt allerdings auch auf, dass der britische Literatur- und Kulturwissenschaftler, wenn er literarische Werke heranzieht, um das Böse zu illustrieren, nicht immer mit der "begrifflichen Durchdringung" seines Gegenstands überzeugt. Der Autor wendet sich dabei gegen einen "Milieudeterminismus", will aber das Böse auch nicht einfach dem individuellen Charakter zuschreiben. Seine Lösung ist, dass er das Böse als metaphysisches, wenn auch keinesfalls als "übernatürliches" Phänomen begreifen will und sich dabei vor allem auf Freuds Theorie des Todestriebs stützt, fasst Wenzel zusammen. Allerdings stellt sich dann für den Rezensenten die Frage, warum nicht alle Menschen gleichermaßen böse sind, obwohl sie nach Freud alle diesen Todestrieb besitzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.04.2011

Manchmal erlebt Christian Geyer den Autor in diesem Buch über das Böse dann doch in Hochform. Immer wenn Terry Eagleton eloquent gegen vorschnelle Evidenzen angeht, fühlt sich Geyer wie frisch geduscht. Etwa, wenn er uns das Böse als das bloß unerkannte Gute verkaufen will. Für eine weiterreichende Behandlung des Problems verweist Geyer allerdings auf Leszek Kolakowski und seinen Versuch, das Böse als Phänomen der Gleichgültigkeit der Welt zu beschreiben. Da geht es für den Rezensenten wirklich zur Sache. Bei Eagleton bleibt ihm das Böse zu sehr Behauptung und mit Freud spekulativ aus dem Mangel erklärte Größe. Angesichts unserer Erfahrung der Positivität des Bösen, findet er, eine beinahe böse Verharmlosung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.04.2011

Gemischte Gefühle hat Terry Eagletons Buch über das Böse bei Oliver Pfohlmann hinterlassen. Er sieht darin geradezu das Gegenstück zu Eugen Sorgs Werk über die "Lust am Bösen", für den das Böse allgegenwärtig ist, während für Eagleton das Böse eher die Ausnahme ist. Brillant findet der Rezensent das Eingangskapitel des Buchs, in dem der Literaturwissenschaftler, Marxist und Psychoanalytiker die typischen Argumente zum Bösen in Politik und Medien in "Wittgensteinscher Manier" auseinander nimmt. Er hebt insbesondere Eageltons Intention hervor, dem politischen Missbrauch des Begriffs durch eine Neudefinition und die Unterscheidung von der "Schlechtigkeit" einen Riegel vorzuschieben. Die Exkursionen des Autors in Literatur und Philosophie scheinen ihm wie immer mit "Ironie und Sarkasmus gewürzt". Dennoch bleibt für Pfohlmann das große Lesevergnügen diesmal aus. Auch die allzu enge Neudefinition des Bösen hat ihn nicht so recht überzeugt.