Shereen El Feki

Sex und die Zitadelle

Liebesleben in der sich wandelnden arabischen Welt
Cover: Sex und die Zitadelle
Hanser Berlin, Berlin 2013
ISBN 9783446241527
Gebunden, 416 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. Dieses Buch wagt sich an ein Tabu: Fünf Jahre lang hat Shereen El Feki Frauen und Männer in den arabischen Ländern, vor allem in Ägypten, befragt, was sie über Sex denken und welche Rolle er in ihrem Leben spielt. El Feki schildert bewegende Schicksale, erläutert historische Hintergründe und liefert aufschlussreiche Daten. Anhand der verschiedenen Aspekte von Sexualität eröffnet sie völlig neue Einblicke in das Innenleben der sich wandelnden arabischen Welt. Sie betont, dass den Islam eigentlich eine positive Haltung zur Sexualität auszeichnet, vertritt aber zugleich die provokante These, dass ohne einen freieren, offeneren Umgang damit die politisch-soziale Entwicklung in den arabischen Gesellschaften weiterhin stagnieren wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.06.2016

Martin Oehlen erkennt in dem erstmals 2013 erschienenen Buch der britischen Wissenschaftsjournalistin Shereen El Feki den Versuch, sexuelle Übergriffe auf Frauen in der arabischen Welt zu analysieren und zu verstehen. Einige der Gründe, die die Autorin findet, mangelnde Erziehung, mediale Beeinflussung, sind verständlich, doch für Oehlen nicht hinreichend. Das strukturelle Problem, das die Autorin anspricht, überzeugt den Rezensenten schon mehr. Demzufolge übt der vorgeschriebene Ehebegriff in der arabischen Gesellschaft einen Druck aus, dem die wenigsten Männer entsprechen können. Das Resultat ist "sexuelle Not". Dass die Autorin in ihrem Buch weit ausholt und nicht nur Übergriffe thematisiert, sondern das Liebesleben in der arabischen Welt, scheint Oehlen hilfreich und richtig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.06.2013

Einen Nachteil des Buches erkennt Sonja Zekri sofort: Die Distanz zwischen Entstehungs- und Erscheinungsdatum. Was die Medizinerin Shereen El Feki über das Liebsleben in Ägypten schreibt (weniger über die ganze arabische Welt, wie Zekri kritisch anmerkt), erklärt die Rezensentin, sei noch unter dem Eindruck der Mubarak-Zeit verfasst worden. Im übrigen jedoch erklärt ihr die Autorin den Zusammenhang zwischen sexueller Offenheit und kultureller Blüte des Islam, schreibt Ernüchterndes über den Moderinisierungseffekt der Medien, trifft und spricht Sexualtherapeuten und konservative Scheichs, und dies alles mit einer "gnadenlosen Offenheit" und ohne Häme. Was dabei herauskommt, scheint Zekri nicht immer neu, aber mitunter doch überraschend. Als Essay, nicht als wissenschaftliche Studie, gefällt ihr der Band gut.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2013

Shereen El Fekis Buch "Sex und die Zitadelle" sollte es auch in arabischer Sprache geben, fordert Rezensentin Felicia Englmann. Denn die in Kanada als Tochter ägyptisch-britischer Eltern geborene Immunologin und Journalistin leiste mit ihrem Buch über das Liebesleben in der arabischen Welt  einen wichtigen Beitrag zur sexuellen Befreiung, meint die Kritikerin. Entsetzt  stellt sie fest, dass Sexismus im Alltag auf der Tagesordnung steht, aber der Kauf von Kondomen in Ägypten schon zur Qual werden kann. Während einst Bücher wie "Die Sprache des Fickens" mit etwa eintausend Synonymen für Geschlechtsverkehr gelesen wurden, erfährt die Rezensentin, fehlen heute im alltäglichen arabischen Sprachgebrauch Worte für Oralverkehr, Penis oder Orgasmus. Bewegt, interessiert, manchmal auch erheitert zeigt sich Englmann von diesem Buch, das einen persönlichen, aber dennoch sachlichen Blick auf die Menschen und ihre Sehnsucht nach sexueller Selbstbestimmung wirft.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.03.2013

Mit großem Interesse verfolgt Rezensentin Alexandra Senfft die Recherchen der unter anderem für den Economist tätigen Journalistin Shereen El Feki, die - selbst gläubige Muslimin - fünf Jahre lang die arabische Welt bereist und dabei deren sexuelle Kultur untersucht hat. Dabei erfährt die Rezensentin im historischen Teil nicht nur, dass die arabische Welt noch im 18. Jahrhundert sexuell deutlich freizügiger als der Westen war, sondern auch, dass sich heute insbesondere in Marokko, Tunesien und in Libanon ein Umdenken im Umgang mit Sexualität bemerkbar macht. Herzlich auflachen kann sie etwa über Anekdoten über verhüllte Frauen beim Reizwäschekauf, an anderen Stellen - etwa beim fahrlässigen Umgang mit Verhütungsmitteln, Schilderungen häuslicher Gewalt und von Genitalverstümmelungen - bleibt ihr das Lachen unterdessen im Halse stecken.