Sheena Patel

I'm a Fan

Roman
Cover: I'm a Fan
Carl Hanser Verlag, München 2023
ISBN 9783446276802
Gebunden, 240 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Anabelle Assaf. "Ich stalke eine Frau im Internet, die mit demselben Mann schläft wie ich. Manchmal, wenn ich zu schnell auf eine ihrer neuen Storys geklickt habe, blockiere ich sie kurz, damit sie nicht merkt, dass ich geistesabwesend fünfzehnmal die Minute ihre Seite aktualisiere, während im Hintergrund auf meinem Laptop Netflix läuft."Da ist "der Mann, mit dem ich zusammen sein will". Er ist Künstler, älter. Von ihm verspricht sich die Erzählerin Zugang zu einer privilegierten Welt. Er jedoch ist verheiratet und kommt von einer Affäre nicht los: "die Frau, von der ich besessen bin" inszeniert öffentlich ihr perfektes Leben. Je unerreichbarer es der Erzählerin erscheint, desto obsessiver stalkt sie die andere Frau in dieser modernen Dreiecksgeschichte. Doch wer braucht wen am Ende mehr? Der Fan das Objekt seiner Begierde oder andersherum?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.07.2023

Einen sehr zeitgemäßen Roman über Liebe in den den 2020ern hat Sheena Patel da geschrieben, meint Rezensentin Cornelia Geißler. Das aus knappen Miniaturen montierte Buch dreht sich um eine anonyme Ich-Erzählerin, die eine anonyme andere Frau stalkt und ein gleichfalls anonymes männliches Objekt der Begierde, so die Rezensentin. Die Hauptfigur verbringe einen Großteil ihres Lebens in den sozialen Netzwerken des Internets. Geprägt sei sie jedoch auch von der indischen Herkunft ihrer Familie, zum Beispiel, wenn sie mangelndes Verständnis weißer Menschen für die Perspektive Nicht-Weißer beklagt. Insgesamt ist Geißler ziemlich begeistert von Patels Buch, das seine volle Wucht erst nach der Lektüre entfalte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.06.2023

Rezensent Jan Küveler sieht Sheena Patels Debütroman über eine junge Stalkerin in der Tradition von Dostojewskis "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" - eine Feststellung, die man als Auszeichnung verstehen darf. Wie bei Dostojewski spricht auch bei Patel eine namenlose Figur aus einer maximal schwachen Position - eine Stimme, die sich und ihre Psyche selbst seziert und anklagt und dabei doch eigentlich, für die Leser, die Mechanismen einer kranken Gesellschaft entlarvt. In I'm a Fan gehört diese Stimme einer jungen Tagelöhnerin mit migrantischem Hintergrund, die besessen ist vom perfekten, oder zumindest perfekt inszenierten Leben einer Influencerin: weiß, wohlhabend, erfolgreich und natürlich woke. So scheint es dem Rezensenten nur folgerichtig, dass der Roman zahlreiche identitätspolitische Diskurse der Gegenwart aufgreift, wobei seine Stärke vor allem darin besteht, die blinden Flecken in den Anklagen der liberalen Linken aufzudecken. Einigen Lesern könnten die vielen Diskurse im Roman zu sehr dem Zeitgeist nachempfunden sein, warnt Küveler vor. Für alle, die sich aber eben "für diesen Zeitgeist interessieren", ist Patels Debüt allerdings "Pflichtlektüre", schließt er.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.06.2023

Wie Diamanten so klein, hart und klarsichtig - ja brillant - sind Sheena Patels Sätze - ist eigentlich ihr ganzes Buch, findet Rezensentin Lara Sielmann. Darin erzählt die Britin von einer jungen Afrobritin, die zur Stalkerin wird. Objekt ihrer Obsession ist eine Influencerin, lesen wir, die all jenes hat und ist, was die Erzählerin nicht hat und ist und damit zur "Projektions- wie Reibungsfläche" für die Protagonistin wird. Es ist ein schonungsloses Porträt der gegenwärtigen britischen Gesellschaft, welches die talentierte Debütantin hier liefert - mitsamt den Rassismen dieser Gesellschaft, ihrem kolonialen Erbe, ihren Inszenierungspraktiken und Überwachungsmechanismen in den sozialen Medien. Völlig zurecht also hat Sheena Patel mit "I'm a Fan" den British Book Award 2023 erhalten, findet die beeindruckte Rezensentin.