Rüdiger Safranski

Romantik

Eine deutsche Affäre
Cover: Romantik
Carl Hanser Verlag, München 2007
ISBN 9783446209442
Gebunden, 416 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Die Romantik, neben dem Idealismus der Inbegriff des deutschen Geistes, ist in aufgeklärten Zeiten an den Rand gedrängt worden. Rüdiger Safranski holt sie für uns ins Zentrum zurück. Er beschreibt die Romantik als Epoche, ihre Zeitgenossen Tieck, Novalis, Fichte, Schelling, Schleiermacher oder Dorothea Veit, die für die Entfesselung des Genies stehen, für den Aufbruch ins Grenzenlose, für die Lust am Experiment. Und er erzählt die Geschichte des Romantischen, die bis heute fortlebt. Sie handelt von der Karriere des Imaginären und führt über Heine, Richard Wagner, Nietzsche und Thomas Mann bis zu den Erregungen des 20. Jahrhunderts - die Biografie einer Geisteshaltung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2007

Rezensent Manfred Koch will seine Enttäuschung über Rüdiger Safranskis "Romantik - Eine deutsche Affäre" nicht verhehlen, auch wenn er den Autor sonst sehr schätzt. Zu seinem Bedauern bleibt Safranski hier unter seinem Niveau, sieht er ihn doch zum "Kompendienschreiber" mutiert. Für ihn keine Überraschung, denn das Programm, das sich der Autor vorgenommen hat, ist in seinen Augen viel zu umfangreich für die knapp 400 Seiten des Buchs. Safranski wolle nämlich nicht nur die Epoche der Romantik, ihre Theoretiker wie Schlegel, Schelling, Schleiermacher und Novalis, ihre Schriftsteller wie Tieck, Brentano, Hoffmann und Eichendorff sowie deren Werke abhandeln, sondern auch das Romantische als deutsche Geisteshaltung, von Wagner und Nietzsche über Jünger, Schmitt, Heidegger und Nazideutschland bis hin zur 68er-Revolte. So kommt Koch das Buch immer wieder wie eine konventionelle Literaturgeschichte vor, die allerdings zahlreiche Lücken aufweist und oft nur an der Oberfläche kratzt. Vor allem hält er dem Autor vor, die europäische Perspektive der Romantik zu vernachlässigen und die Romantik zu einem deutschen Phänomen, ja zur "spezifisch deutschen Gesinnung schlechthin" zu machen. Freilich gibt es auch immer wieder Kapitel, die Koch überzeugend und lehrreich findet. So lobt er etwa die Passagen über Schlegels Ironiebegriff und Schleiermachers Entwurf eines religiösen Virtuosentums. Insgesamt aber hat ihn das Werk nicht wirklich zufrieden gestellt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.09.2007

Nicht immer einverstanden zeigt sich Rezensent Ulrich Gutmair mit Rüdiger Safranskis Buch über die Romantik. An Peter Hacks Buch "Zur Romantik" anknüpfend hebt er die Ansicht hervor, über Romantik reden, heiße auch über das eigene Verhältnis zu Politik und Ästhetik zu reden. Diesen Zug findet er auch bei Safranski wieder. So begrüßt er, dass dieser eben nicht nur über Novalis, Herder, Hölderlin, Hegel, Schelling, Tieck und die anderen schreibt, sondern die Geschichte der Romantik vom Kaiserreich bis 1968 weiter verfolgt und die 68er-Bewegung als eine im Grunde zutiefst romantische beschreibt - ein Punkt, auf den Gutmair in seiner Rezension immer wieder zu sprechen kommt. Er sieht bei Safranski einerseits Wohlwollen gegenüber der Romantik, verstanden auch als Kompensation zur "gedeuteten Welt", als Überschuss an Phantasie, Ästhetik, Bedeutsamkeit. Andererseits erkennt er aber auch, wenngleich liberal abgemildert, die Vorbehalte, die Hacks schon deutlich formuliert hatte: gegenüber dem romantischen Streben nach Intensität und dem Extremen, das sich gerade im politischen Bereich nicht immer als segensreich erwiesen hat. Er moniert, dass sich Safranski zwar gegen die Gleichsetzung von Romantik mit dem politisch Reaktionären wendet, dann aber doch das "alte Klischee" wiederhole, die Romantik habe eine Vorliebe fürs Extreme, Impulsive, Dunkle und Träumerische. Zudem hält er dem Autor vor, bis zum Ende unentschieden zu bleiben, "was mit den romantischen Impulsen eigentlich anzufangen sei".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.09.2007

Hier handelt es sich wohl um das Genre der Präventivrezension. Sehr zeigt sich Christian Geyer bemüht, denkbare - und bereits erhobene - Einwände gegen Rüdiger Safranskis Romantik-Buch zu entkräften nicht etwa dadurch, dass er sie unerwähnt lässt oder widerlegt, sondern dadurch, dass er mit Enthusiasmus ihre Gegenstandslosigkeit dekretiert. Fachzuständige Philosophen oder Literaturwissenschaftler hätten, das räumt er ein, manches zu bekritteln - etwa die Eingrenzung auf die deutsche Romantik -, aber auf die Fachleute komme es eben nicht an. Vielmehr gehe es in Safranskis Studie um Größeres, Großes, wenn nicht ganz Großes wie - eben - "Größe, Diesseits, Jenseits, Geist und Materie". Im schwungvollen Mut zur Begeisterung für dergleichen besitze, preist Geyer, das Buch selbst echt romantischen Geist und gehe einen jeden von uns unmittelbar an. Legitim seien im Angesicht dieses gewaltigen Unterfangens die Auslassungen, Zuspitzungen, die Plots, die Safranski einsetzt, um seine "Erzählung auf großer Bühne" zu inszenieren. Kurzum: "Safranski ist ein Zauberkünstler, dem man lieber nicht widersteht."
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.09.2007

Als "grandioses Buch" feiert Rezensent Ulrich Greiner Rüdiger Safranskis "spannend erzählte" Geistesgeschichte der deutschen Romantik, die ihn besonders mit ihrer gekonnten Mischung aus philosophischer Analyse und anekdotischer Anschauung beeindruckt hat. Aber auch Scharfsinn, Belesenheit und Sprachkraft des Autors tragen zur Begeisterung des Rezensenten bei. Safranski gelinge es, diese komplexe Epoche höchst anschaulich werden zu lassen - angefangen mit ihrer "genialischen Exposition" bis zu ihrer "unheilvollen Radikalisierung" in späteren "Dunkelmänner- und Dumpfmeisterideologien". Safranski skizziere politische und soziale Entstehungshintergründe ebenso, wie die ästhetischen und philosophischen Positionen der Romantiker. Besonders erfreut sich der Rezensent an der "Genauigkeit und Hingabe", mit der sich Safranski den Dichtern genähert hat und ihm so Figuren wie Heine, Hölderlin oder Kleist "deutlich vor Augen treten". Leichtes Bedauern zeigt der Rezensent lediglich angesichts der Entscheidung, auf die Darstellung der Malerei ganz zu verzichten und auch die Musik nur durch Richard Wagner vertreten zu lassen. Auch hätte der Rezensent einige Seitenblicke dieser auf die deutsche Szene beschränkten Betrachtungen auf die englische Romantik sehr nützlich gefunden. Spaß wiederum macht Greiner, dass Safranski selbst ihm im höchsten Maße von der Romantik elektrisiert erscheint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.09.2007

Enttäuscht zeigt sich Rezensent Lothar Müller von Rüdiger Safranskis Romantik-Buch, das ihm eher wie ein "Parforceritt" durch die Geistesgeschichte des Romantischen und weniger als Biografie erschien, die Safranski vorgeschwebt habe. Schuld daran ist aus Sicht des Rezensenten nicht nur die Ambition des Autors, weniger für ein philologisches Fachpublikum als vielmehr für eine breitere gebildete Öffentlichkeit zu schreiben, sondern auch die Form des Buchs selbst, das seiner Beschreibung zufolge aus zwei "zusammengekoppelten Langessays" besteht: für Müller leider zwei "trübe Spiegel" voller unklarer Begrifflichkeit, die für seinen Geschmack an zuviel "geistesgeschichtlichem Linienziehen und Analogisieren" leiden. Außerdem verkürze Teil eins die Romantik im wesentlichen auf das Motiv der Innerlichkeit. In Teil zwei fehlen dann dem Rezensenten so wichtige Punkte wie das Verhältnis zwischen den Künsten, oder eine Poetik des Musikalischen. Insgesamt bemängelt der Rezensent, dass das Buch sich kaum mit "der faszinierenden romantischen Wechselwirtschaft von Poesie und Wissenschaften" auseinandersetzt und auch der politischen Romantik kaum Platz einräumt. So ist das Buch zu Müllers großem Bedauern dem "Ideenlaboratorium" Romantik nur unzureichend gerecht geworden.
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