Robert Service

Trotzki

Eine Biografie
Cover: Trotzki
Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783518422359
Gebunden, 730 Seiten, 34,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Friedrich Griese. Zusammen mit Lenin stand Leo Trotzki 1917 an der Spitze der Oktoberrevolution. Der Aufstieg der Stalinfraktion nach Lenins Tod 1924 führte zu seinem Ausschluß aus den politischen Führungspositionen und schließlich zu seiner Verbannung 1929. Im Jahr 1940 wurde Trotzki in Mexiko-City von einem GPU-Agenten mit einem Eispickel erschlagen. Robert Service, Professor für Russische Geschichte und Spezialist für Russische Revolutionsgeschichte, hat viele Jahre unveröffentlichtes Archivmaterial gesichtet und mit seiner packenden Biografie nicht nur das Bild eines der brillantesten politischen Köpfe der Revolution gezeichnet, sondern sich - unparteiisch und unverfälscht - auch mit der überfälligen Debatte um das Verhältnis zwischen Trotzki und Stalin auseinandergesetzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2012

Die persönliche (nicht politische, wie der Rezensent feststellt) Sympathie des Autors mit Trotzki kann Peter Sturm beim Lesen gut erkennen. Dass Robert Service dennoch auch die dunklen Ecken dieser revolutionären Biografie nicht ausspart, findet er umso anerkennenswerter. Gewahr der relativ guten Quellenlage und der Faszination des Großverbrechers Trotzki, freut sich Sturm über die starke, ausdrücklich nicht psychologisierende Gewichtung der Zeit vor 1917, die für ihn den facettenreichen Menschen Trotzki ins Bild rückt, ohne den der weniger facettenreiche Politiker Trotzki nicht zu verstehen sei, wie Sturm erläutert. Auf die Debatte um das Buch und die Kritik an seinem Autor geht der Rezensent nicht ein.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.07.2012

Rezensent Rudolf Walther ist sehr enttäuscht: Zwar will er sich den im Vorfeld der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung erhoben Vorwürfen, die von "stalinistischer Hetze" über Geschichtsrevisionismus bis hin zu Antisemitismus reichen, nicht anschließen. Unverzeihlich findet er hingegen die zahlreichen Faktenfehler, noch mehr aber den methodisch engen Blick dieser auf zahlreichen Quellen aufbauenden Biografie, die es indes versäumt, diese "sozialgeschichtlich und politisch einzuordnen": Die Umbruchzeit im Russland des Jahres 1917 sei damit kaum plausibel zu erklären, bemängelt der Rezensent, entsprechend verlagere sich der Autor auf persönliche Einschätzungen der Triade Lenin, Stalin und Trotzki und ergehe sich damit in "küchenpsychologischen Erkenntnissen und Spekulationen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.07.2012

Kann schon sein, dass sich die Sowjetunion unter Trotzki zu einer "totalitären Despotie" entwickelt hätte wie unter Stalin, meint Hermann Theißen, aber mit dieser Biograf hat Robert Service den Beweis dafür nicht erbracht. Beim Rezensenten sträubt sich alles gegen dieses Buch, mit dem Service selbsterklärtermaßen erreichen will, was der Eispickel des Ramón Mercader nicht geschafft hat: der Legende Trotzki das letzte Leben auszuhauchen. So nennt Theißen zwar den britischen Historiker und Trotzkisten David North einen Verschwörungstheoretiker, doch hält er dessen Kritik an Services Buch für berechtigt. Theißen zufolge hat North ihm zahlreiche nicht näher erläuterte Fehler nachweisen können, er selbst vermisst die historische Einordnung und eine Analyse der sozialen und ökonomischen Bedingungen im revolutionären Russland.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.07.2012

Das Verhältnis Englands zum russischen Revolutionär Leo Trotzki war schon immer von besonderer Abneigung geprägt, weiß Gerd Koenen zu berichten. Die Einseitigkeit, mit der der Oxford-Historiker Robert Service seinen Protagonisten "Seite um Seite herunterputzt", überrascht ihn dann aber doch. Der Autor sei der Annahme, Trotzki werde zu einem Heiligen verklärt, und mache es sich daher zur Aufgabe, der Verklärung ein Ende zu bereiten, erfahren wir. Dabei kranke die Biografie an der "Verweigerung eines Minimums an sympathetischem Interesse" an der historischen Figur, wie der Rezensent ernüchtert feststellt. Stattdessen lasse sich Service zu Aussagen hinreißen, die in gefährlicher Nähe zur antisemitischen Rezeption Trotzkis liegen. So erscheint dieses Buch mit seiner "beschränkten und flüchtigen Quellenauswertung" dem Rezensenten als ein plumper, kalkulierter Tabubruch ohne Gewinn und Vergnügen.