Richard Wagner

Der leere Himmel

Reise in das Innere des Balkan
Cover: Der leere Himmel
Aufbau Verlag, Berlin 2003
ISBN 9783351025489
Gebunden, 334 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Der Autor geht den nationalen und kulturellen Wurzeln des Balkans nach. In seinen Essays ergänzt er Anekdoten um Analysen und entwirft so ein stimmungsvolles wie aufschlussreiches Bild einer Region, ohne gängige Klischees zu bedienen. Er zeigt u.a. die enge Verflechtung und Beeinflussung durch die großen Imperien und die schwierige Nationwerdung nach dem Ersten beziehungsweise Zweiten Weltkrieg.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.11.2003

Jens Beckers Reaktion auf das Buch über Geschichte und Gegenwart des Balkans ist zwiespältig. Einerseits lobt er den aus Rumänien stammenden Autor, der heute in Berlin lebt, für seine in "knapper, sinnlicher Sprache" dargestellten Geschichte des Balkans. Auch die Geschichte der Roma beispielsweise wird von Richard Wagner "brillant" erzählt, lobt der Rezensent. Doch hat er den Eindruck von einer allzu "rumänienzentrierten" Darstellung, das "Innere des Balkans" dagegen, wie es der Untertitel verspricht, gewinnt nicht recht Gestalt, moniert Becker. Auch scheint es ihm an anderer Stelle, dass Wagner am liebsten das "Schwarzbuch des Titoismus" schreiben würde, derart ausführlich widmet er sich den Gräueltaten des Tito-Regimes in Jugoslawien. Andererseits finden sich "viele kluge Pointierungen" , wie im Kapitel über Albanien, lobt Becker, der insgesamt die Lage der Balkanländer doch recht überzeugend dargestellt sieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.06.2003

Andreas Breitenstein lobt an Richard Wagners "Reise in das Innere des Balkan" die Virtuosität, mit der sich der Autor "zwischen Fakten und Mentalitäten, Ideologien und Mythologien" bewegt. Breitenstein zollt dem Autor Respekt für die Leistung, historische Sachkenntnis mit persönlicher Stellungnahme in gelungener Weise zu verbinden. Denn der Balkan ist "verwirrlich selbst für den, der mehr damit verbindet als Unterentwicklung und Korruption, Bürgerkrieg und Vertreibung". Ob der Rezensent selbst anderes mit dem Balkan verbindet, bleibt unklar, leitet er doch seine kenntnisreiche Besprechung mit den Worten ein: "Nicht, dass das hässliche Gesicht des Balkans schöner geworden wäre." Anerkennend hebt der Rezensent hervor, dass Wagner das Thema unter vielfältigen Gesichtspunkten beleuchtet. Das Spektrum reicht von historisch breiten Synthesen ("Wo der Balkan anfängt") über thematische Schwerpunkte ("Jüdische Episoden") bis zu regionalen Analysen ("Das Banat"). Darüber hinaus machen persönliche Beobachtungen und Anekdoten die Lektüre für Breitenstein auch zu einem "literarischen Genuss". Ob der eurozentristische Tenor der Besprechung (Der Balkan wird mit "Größenwahn und Verzweiflung" gleichgesetzt, wohingegen die okkupierenden Imperien Rom, Venedig und Österreich als "segensreich" betitelt werden) dem Autor oder dem Rezensenten zuzuschreiben ist, ist dem Artikel nicht eindeutig zu entnehmen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.04.2003

Bisher vor allem als Erzähler und Lyriker hervorgetreten, hat der rumäniendeutsche Autor Richard Wagner Rezensentin Meike Fessmann nun auch als politischer Essayist überzeugt. Sein Porträt des Balkans findet sie ebenso kenntnisreich wie unaufgeregt, hinreichend, aber nicht übermäßig komplex, und damit durchaus geeignet, eine "vernünftigere Sicht der Dinge" zu befördern. Das Buch, erfahren wir von Fessmann, basiert zwar nicht auf einer realen Reise, sondern auf einer "Mentalitätsrecherche vor historischem Hintergrund". Doch schafft es der strategisch kluge Autor, wie die erfreute Rezensentin meint, die vertrackte politische und mentale Situation des Balkans in aller Dringlichkeit darzustellen, ohne alte Hysterien anzuheizen.
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