Paul Gauguin

Vorher und Nachher

Lebenserinnerungen
Cover: Vorher und Nachher
DuMont Verlag, Köln 2003
ISBN 9783832178376
Gebunden, 200 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Auf der Insel Hiva Oa beginnt Gauguin "Vorher und Nachher" niederzuschreiben - einsam und bereits von der Krankheit gezeichnet. In locker aneinander gereihten Erinnerungen und Reflexionen, unterbrochen von erregten Einwürfen und lebhaften Beschreibungen, berichtet er von den Jugendjahren in Lima, seinen Fahrten zur See, den Aufenthalten in der Bretagne und auf Martinique. Paul Gauguin beschreibt das Zusammensein und die gemeinsame Arbeit mit Vincent van Gogh in Arles und schildert die Entstehung von dessen furchtbarer Nervenkrise. Immer wieder klingen in Gauguins Erinnerungen Zorn und Trauer über seine zerrüttete Ehe und den Verlust seiner Kinder durch, die fern von ihm in Kopenhagen leben. Oft frech und direkt erscheinen Gauguins Bemerkungen über seine berühmten Zeitgenossen, über Pissarro, Degas und Strindberg. Das erhoffte "Paradies" in der Südsee hat Paul Gauguin nach seiner Flucht aus Frankreich nicht finden können - auf der Seite der Eingeborenen kämpft er gegen die Kolonialherren. Nur sechs Wochen nach Vollendung seines Manuskripts stirbt Gauguin am 8. Mai 1903.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.07.2003

Die feministische Kunstgeschichte sah in Gauguin, nicht zuletzt wegen seiner biografischen Aufzeichungen, einen "frühen Sextouristen mit pädophilen Neigungen", berichtet Claudia Lanfranconi leicht amüsiert. Dabei geht es in Gauguins nun wieder aufgelegten Lebenserinnerungen - in der Übersetzung Ernst-Erich Schwalbachs aus dem Jahr 1920 - nur am Rande um die freie Liebe in der Südsee, die Gauguin zwar einerseits preist, deren Missbrauch er aber auch mit der Zügellosigkeit der Missionare und Kolonialherren geißelt. Für Lanfranconi ist Gauguins Autobiografie mehr das Zeugnis eines ruhelosen Menschen, der in der Südsee das Paradies suchte und eine Karikatur des zivilisierten Europas fand, wie die Kritikerin schreibt. Fragmentarisch durchstreife Gauguin seine Lebensstationen, doch um Wahrheit und Fiktion auseinanderhalten zu können, müsse der Leser gut Bescheid wissen. Für Lanfranconi stellen Gauguins Memoiren das poetische Pendant zu seinem programmatischen Bild "Woher kommen wir, wer sind wir, wohin gehen wir?" dar, das nur scheinbar leicht rezipierbar sei, aber in Wahrheit ein "kunsttheoretisch aufgeladenes intellektuelles Puzzlespiel" bilde. Gauguin, schließt Lanfranconi, war kein naiver Romantiker, sondern ein strategisch malender und denkender Intellektueller, der auf dem Kunstmarkt gezielt Erfolge gesucht hat.
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