Pankaj Mishra

Freundliche Fanatiker

Über das ideologische Nachleben des Imperialismus
Cover: Freundliche Fanatiker
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103970777
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Laura Su Bischoff und Michael Bischoff. Eine Analyse der politischen Irrwege unserer Zeit - jenseits der eurozentrischen Perspektive: Der bekannte Schriftsteller und Publizist Pankaj Mishra nimmt die selbstzufriedenen Gedankengebäude des Westens in den Blick. Er zeigt, dass der Mythos vom "überlegenen Westen" bis heute nicht hinterfragt wird. Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus werden aus der Erzählung vom demokratischen Aufstieg verbannt, einfache, von Ressentiments geprägte Welterklärungen werden zum Mainstream. So entstand der Neoliberalismus aus der Angst der Weißen um ihre Vorherrschaft. Und der westliche Liberalismus ist gar nicht so liberal, denn er definiert die eigene Kultur als die maßgebliche und brandmarkt andere Entwürfe als rückständig oder autoritär. Die wahren Feinde der Demokratie aber sind jene, die angeblich ihre Werte verteidigen: Dies zeigt der in den USA tief verwurzelte Rassismus ebenso wie die Angst vor islamistischen Invasoren. Mit solchen Beispielen hält uns Mishra den Spiegel vor und macht sichtbar, wie brüchig das Fundament ist, auf dem unsere westliche Welt errichtet wurde: Eine freiheitliche Demokratie, in der Gleichheit und Menschenwürde verwirklicht sind, ist noch nicht erreicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.08.2021

Für Rezensentin Sonja Zekri gehört Pankaj Mishra zu den aufregendsten Intellektuellen, die Indien hervorgebracht hat. Wie er sich getraut hat, in Zeiten heftigster Antagonismen den Westen in seinen Selbstgewissheiten herauszufordern, das imponiert ihr noch immer. Deswegen liest sie auch die hier versammelten Essays mit Sympathie, obwohl sie Mishras einstige Brillanz nur noch gelegentlich aufblitzen sieht, etwa wenn er daran erinnert, welche Hoffnungen junge Nationen wie Indien, Ägypten oder auch China auf die von Woodrow Wilson verkündete Selbstbestimmung richteten, nur um zu erfahren, dass diese Ideale dem Klub westlicher Kolonialmächte vorbehalten waren. Dagegen stehen jedoch "praktisch unlesbare" Passagen, wie Zekri feststellt, eine stumpfe Rhetorik und ein gewisser Provinzialismus, der sich zu sehr auf inneramerikanische Debatte kapriziert, die dem Rest der Welt herzlich egal sein dürften.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2021

Rezensent René Scheu hält nicht viel von Pankaj Mishra und von seinem Aufsatzband "Freundliche Fanatiker" gleich gar nicht. Neues kann Scheu in diesen Texten aus den Jahren 2008 bis 2020 nicht entdecken, für ihn speist sich Mishras Denken allein aus einem identitätspolitisch gewendeten Neomarxismus, mit dem er gegen westlichen Kapitalismus, Neoliberalismus, Rassismus, Imperialismus und Suprematismus zufelde ziehe. Dass Mishra dafür von westlichen Intellektuellen gefeiert werde, wie Scheu behauptet, kann der Rezensent nicht verstehen. Außerdem tue Mishra nur so, als würde er sich auf indische, japanische und chinesische Denker beziehen, mokiert sich Scheu, in Wahrheit stütze er sich genau auf zwei westliche: auf Rosa Luxemburg und Max Horkheimer.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.05.2021

Rezensentin Angela Gutzeit findet Pankaj Mishra in seinen Essays der Jahre 2011 bis 2020 immer dann überzeugend, wenn der Autor den Mythos vom freiheitlichen Westen entzaubert, etwa indem er Kontinuitäten zwischen Sklavenhandel und den Kriegen des Westens im Irak und Afghanistan nachweist, oder, wenn er bei Salman Rushdie und beim Historiker Niall Ferguson eine ungute "Nähe zur Macht" und zum hemmungslos expandierenden Kapitalismus wahrnimmt. "Schwammig" dagegen erscheinen ihr die jüngeren Texte im Band, in denen der Autor eine alternative Perspektive vorschlägt und sich auf die Seite der Planwirtschaft schlägt.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 24.04.2021

Für  den Rezensenten Jan Küveler ähnelt Pankaj Mishras beißende Kritik des Abendlandes und dessen Arroganz dem Osten gegenüber dem, was sie kritisieren. Zu hoch scheint Küveler die Kanzel, von der aus der Autor in seinen Essays anklagt - den globalisierten, systemischen Rassismus, das Nachleben des Imperialismus in den Büchern eines Salman Rushdie usw. Angesichts der versammelten Essays wünscht sich Küveler die Reportageelemente von Mishras frühen Büchern zurück und eine mehr dialektische Sicht und mehr Humor, weniger Säure.