Morten Ramsland

Sumobrüder

Roman
Cover: Sumobrüder
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783895614217
Gebunden, 317 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Dänischen von Ulrich Sonnenberg. Der elfjährige Lars wohnt mit seiner Familie im Paradiesgarten, einem Reihenhausquartier im dänischen Odense. Den größten Teil seiner Zeit verbringt er mit seinen Freunden. Sie spielen Tennis mit Kröten. Sie unternehmen eigenartige Dinge mit Hunden. Sie veranstalten heimliche Sumo-Ringkämpfe hinter vorgezogenen Gardinen. Aber vor allem verprügeln sie die Kleinen und sind ständig auf der Flucht vor den Großen. Denn der Paradiesgarten hat gar nichts Paradiesisches. Im Viertel herrscht ein Gesetz, und das heißt prügeln oder verprügelt werden. Doch seltsame Ereignisse und Erscheinungen irritieren Lars, und ihm drängen sich allmählich eine Reihe von Fragen auf: Warum darf er seine Großeltern nicht sehen? Wieso liegt sein Vater manchmal wie gelähmt auf dem Wohnzimmerfußboden und starrt mit einem wirren Gesichtsausdruck in die Luft?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.11.2012

Xaver Oehmen warnt vor der schonungslosen Darstellung von Gewalt jeder Art in diesem Roman von Morten Ramsland. Die derbe Drastik der Handlung, die ordinäre Sprache, die Monotonie des ständigen Prügelns und Geprügeltwerdens unter den Kindern und Jugendlichen einer tristen Wohnsiedlung im Dänemark der vordigitalen Zeit, haben ihm die Lektüre nicht gerade zu einem fröhlichen und leicht zu bewältigenden Unterfangen gemacht. Trotzdem rät Oehmen das Buch nicht zu unterschätzen. Unter der rauen Oberfläche entdeckt er nicht nur Momente kindlichen Glücksempfindens, sondern auch ein realistisches Erzählen, das physische und psychische Macht und Ohnmacht und soziale und ökonomische Missstände thematisiert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.11.2011

Tolles Buch, daran lässt Jan Koneffke keinen Zweifel. Wenn auch die Kindheit, die Morten Ramsland schildert, bloß eine Art Vorhölle ist zur Hölle des Erwachsenseins im dänischen Prekariat der 80er, in der alle dauernd verprügeln und verprügelt werden, mit Kröten Tennis spielen und überhaupt krass unterwegs sind. Wenn Koneffke angesichts der drastischen Schilderungen mitunter auch übel wird. Stets spürt er neben der trockenen Wahrhaftigkeit des Textes die Sympathie des Autors für seine kleinen Helden. Ramslands Fähigkeit, sich perspektivisch in sie hineinzuversetzen, scheint ihm genial. Das zunächst Unzusammenhängende der Episoden im Buch, meint er, spiegelt gekonnt die kindliche Erfahrungswelt. Und gibt schließlich sogar Raum für Poesie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.08.2011

Anrührend und erschreckend findet Pauline Krebs Morten Ramslands "Sumobrüder", eine Geschichte über die kleinen Grausamkeiten der Pubertät in der dänischen Provinz. Desillusionierend sei "Sumobrüder" für diejenigen, die glaubten eine Kindheit in den 80ern hätte "aus Zuckerwatte und Popmusik" bestanden, glaubt Krebs, die sich selbst von Ramslands Roman ein wenig mehr Dynamik und weniger Drastik gewünscht hätte. Trotzdem kann sie der Geschichte einiges abgewinnen, denn Ramsland beobachtet seinen Portagonisten Jan sehr genau dabei, wie er sich gequält von seinen Schulkameraden und ersten erotischen Fantasien durch das Erwachsenwerden kämpft.
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