Michael Köhlmeier

Zwei Herren am Strand

Roman
Cover: Zwei Herren am Strand
Carl Hanser Verlag, München 2014
ISBN 9783446246034
Gebunden, 256 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Winston Churchill und Charlie Chaplin zwei Giganten der Weltgeschichte, so unterschiedlich wie nur möglich und doch enge Freunde. Der eine schuf als weltberühmter Komiker das Meisterwerk "Der große Diktator", der andere führte mit seinem Widerstandswillen eine ganze Nation durch den Krieg gegen Adolf Hitler. Michael Köhlmeier hat erkannt, was in diesem unglaublichen Paar steckt: die Geschichte des 20. Jahrhunderts zwischen Kunst und Politik, Komik und Ernst.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 18.10.2014

Ein paar stilistische Ausrutscher nimmt Klaus Nüchtern dem Autor nicht übel. Das liegt an Michael Köhlmeiers Talent, Fiktion und Fakten mit Verve und Intelligenz  miteinander zu verbinden. In seinem neuen Buch nimmt sich Köhlmeier der Freundschaft zwischen Churchill und Chaplin an, ein Untenehmen nicht ganz ohne Fährnisse, wie Nüchtern feststellt, der ein paar Seiten braucht, um mit dem Buch warm zu werden. Was er dann jedoch liest, eine Geschichte, die so tut, als sei sie ausgiebig recherchiert, schließlich aber doch ein ausgefuchstes Fabulierspiegelspiel darstellt samt doppelten Böden, macht Nüchtern Spaß, auch wenn es dabei ja eigentlich um zwei Depressive geht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.09.2014

Für den Rezensenten Karl-Markus Gauß ist Michael Köhlmeier mit diesem Buch das fast Unmögliche gelungen: Chaplin und Churchill, den Komiker und den Staatsmann, aus dem Reich der Mythologie in eine dem Leser nahegehende Geschichte über Selbstmordfantasien, Humor und den Kampf gegen Hitler zu vereinen. Dass sich der Autor dabei teilweise auf Tatsachen stützt, Briefe, Biografien, historische Quellen, macht die Sache für Gauß noch fantastischer. Köhlmeiers erzählerische Lust und sprachliches Können sind es jedoch, die dem Ganzen für Gauss das Sahnehäubchen aufsetzen. Indem der Autor die Geschichte einer weitgehend unbekannt gebliebenen Freundschaft "selbstbewusst" mit Figuren und Begebenheiten ausgestaltet und sie raffiniert strukturiert, wie Gauß erklärt, gelingt ihm laut Rezensent ein faszinierender Text der Spiegelungen und Verdoppelungen sowie ein veritabler Essay über das Komische.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2014

Mit Michael Köhlmeiers neuem Roman "Zwei Herren am Strand" erlebt Sandra Kegel den österreichischen Autor in Bestform. Brillant findet die Rezensentin, wie Köhlmeier hier die Freundschaft zwischen Winston Churchill und Charlie Chaplin beschreibt, die sich in den USA, England oder Deutschland zu langen "talk-walks" trafen, um über ihre Depressionen oder verschiedene Techniken des Selbstmords zu reden.  Anerkennend vermerkt Kegel auch die gekonnte Mischung aus historischen Fakten - sie erfährt hier etwa Interessantes aus Churchills und Chaplins Jugend - und Fiktivem. Gern verzeiht die Kritikerin Köhlmeier auch die ein oder andere nicht dringend notwendige Abschweifung, denn viel zu begeistert folgt sie seinen reichhaltigen Kenntnissen in Kultur- und Zeitgeschichte.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.09.2014

Michael Köhlmeier erzählt in seinem Roman "Zwei Herren am Strand" von der Freundschaft zwischen Winston Churchill und Charlie Chaplin, über die der Erzähler vor allem durch den Nachlass seines Vaters informiert sein will, der sich seinerseits auf persönliche Gespräche beruft, berichtet Judith von Sternburg. Geschickt verknotet Köhlmeier reale Quellen mit erfundenen, um seine Geschichte glaubhaft zu machen, verrät die Rezensentin: dass die zwei berühmten Männer neben allen politischen Gemeinsamkeiten vor allem der Kampf gegen ihre Depressionen einte, der kontinuierliche Aufschub des Selbstmords. Chaplin praktizierte nach Köhlmeier die "Methode des Clowns", sich also vor sich selbst lächerlich zu machen, auch als "Antisuizidstrategie", so von Sternburg, die nicht umhin kann, auch an Köhlmeiers eigenes Bühnenprogramm zu denken.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.09.2014

Michael Köhlmeiers Roman basiert für Beatrice von Matt auf einer bestechenden, historisch gar bis zu einem gewissen Grad belegten Idee: Churchill und Chaplin sprechen miteinander über ihre Depression. Was der Autor daraus macht, hat laut von Matt allerdings seine Tücken. In der wilden, Filmhistorisches, Philosophie und Kriegsgeschichte streifenden Kombination von historischem Material und ausgedachten Quellen verliert die Rezensentin mitunter den Überblick und die Lust, das "reizvolle" novelllistische Motiv aus der schieren Informationsmenge und der sich im Text niederschlagenden Lust des Autors an Doppelungen, Spiegelungen - von ihm als "Methode des Clowns" bezeichnet - und anderen Spielereien herauszuhalten. Dafür dass der Roman dennoch "haften" bleibt, sorgt laut Rezensentin Köhlmeiers Ernstnehmen der Figuren in all ihren "Leiden und Zweifeln".