Michael Hofmann

Feineinstellungen

Gedichte. Englisch-Deutsch
Cover: Feineinstellungen
DuMont Verlag, Köln 2001
ISBN 9783770147588
Gebunden, 220 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Marcel Beyer. Die lyrischen Auseinandersetzungen mit seinem Vater, dem 1993 verstorbenen Schriftsteller Gert Hofmann, wechseln zwischen Anklage und Elegie. In diesen Zwischenräumen halten sich Michael Hofmanns Familien-, Reise- und Liebesgedichte auf: Zwischen Schärfe und Sanftheit, zwischen Sprachen und Ländern, in den Feineinstellungen der Wahrnehmung.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.12.2001

Gedichte hält unser Rezensent für "die Parias unter den Textsorten", gleichwohl sie den schlagenden Vorteil der Kürze besitzen. Über Gedichte zu reden gar, erscheint Jochen Jung geradezu als Luxus. Den er sich allerdings leistet, weil nämlich dieser Band hier ihm ganz ausnehmend gut gefallen hat. Gedichte seien darin, "die uns in Erinnerung rufen, dass die Welt überhaupt und an sich ein Gedicht ist ... etwas Zersplittertes und Ungereimtes, ein gleichzeitiges dies und das". Und wenn der Autor diese Zumutung so schön anmutig sagen kann, mit "fulminanter Wörtervielfalt und Eleganz", und wenn Marcel Bayer dafür auch im Deutschen "geradezu raffinierte Lösungen" findet, dann erscheint der Luxus, darüber zu reden, eigentlich nur billig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2001

Den Autor feiert Rolf-Bernhard Essig als "einen der profiliertesten Dichter seiner Heimat." Essig gefällt besonders, wie in den hier versammelten Gedichten "die eher kühle, peinlich genaue Beschreibung der Alltagswelt fast unbemerkt übergeht in expressive, hochpoetische Klangbilder" und erkennt in den Texten Hofmanns die Adornosche "exakte Phantasie" am Werk. "Diese Leichtigkeit im Schweren, dieser Humor im Rührenden" haben es dem Rezensenten sichtlich angetan. Was Marcel Beyer "in der schillernden Zone zwischen Paraphrase und Nachdichtung" in seiner Übertragung der parallel gedruckten englischen Originaltexte fertig bringt - den Blick zu schärfen nämlich für die Eigenheiten von Hofmanns Lyrik -, erscheint ihm dementsprechend lobenswert.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.04.2001

Zuerst mal erklärt uns Samuel Moser, wie der Autor "aus einer defizitären Lebenserfahrung ein produktives poetisches Verfahren gewinnt". Und das geht so: Man nehme eine von fehlender Gegenwart, Nähe, Berührung geprägte Vater-Sohn-Beziehung, erinnere sich ihrer mit feiner Ironie und Gleichmut und lasse Heftigkeit allenfalls durch Auslassungen, Bitterkeit durch Genauigkeit und Verzweiflung durch "hellwache Apathie" zu Worte kommen. Was so entsteht und dem Rezensenten derart gut gefallen hat, dass er die Gedichte erst recht als Doppeltext - zumal in der von Kittstein hochgelobten Übertragung Marcel Beyers - für einen Glücksfall hält, sind Gedichte, ist "eine Haut, die alles bedeckt und alles entblößt."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2001

Fast genauso viel wie vom Dichter selbst ist vom Vater des Dichters die Rede, denn der war, wie Guido Graf erläutert, ebenfalls ein Dichter. Michael und Gert Hofmann hatten ein überaus schwieriges Verhältnis, und von diesem ist explizit in den Gedichten des jungen Hofmanns die Rede, der in England lebt und englisch schreibt und seine Gedichte von Marcel Beyer, auch der ein Dichter, hat übersetzen lassen. Die Gedichte Hofmanns klingen wie "gedämpfter Coltrane in Endlosschleife", meint Graf durchaus nicht abfällig, da sich der Autor für ihn "zwischen Angst und Sehnsucht und Melancholie " an einen schmerzvollen Gefühlshorizont herantastet, wie sonst kaum einer in der deutschen Gegenwartsliteratur. Unzufrieden zeigt sich Graf mit der Übertragung der Lyrik Hofmanns durch Beyer, der die untergründige Anarchie von Hofmanns Gedichten durch deutsche Ordnung ersetzt habe.