Matthias Frings

Der letzte Kommunist

Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau
Cover: Der letzte Kommunist
Aufbau Verlag, Berlin 2008
ISBN 9783351026691
Gebunden, 488 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Im Sommer 1980 zieht Ronald M. Schernikau (1960-1991) nach Westberlin. Er ist eine Lichtgestalt der Literatur, Autor der provokanten "Kleinstadtnovelle". Er stürzt sich ins Nachtleben, in die Welt der Cabarets, Saunen, Discos. Er trifft die Liebe seines Lebens. Unter seinen Freunden, die wie er die Welt erobern wollen, ist der junge Schauspieler Matthias Frings. Doch in einem Punkt unterscheidet sich Schernikau von den anderen: Er ist Kommunist. Zum Entsetzen seiner Freunde will er DDR-Bürger werden. Im Herbst 1989 erfüllt sich sein Lebenstraum. Doch wenige Wochen später fällt die Mauer...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.05.2009

Seit er existiert, wird dem Kapitalismus das unmittelbar bevorstehende Ende vorausgesagt (gern auch ab und zu in der so bürgerlich behaglichen "Zeit"). Ronald M. Schernikau war so einer und hat diese Idee bis zur Bizarrerie ausgelebt, indem er kurz vor dem Ende des schon nach Verwesung duftenden Sozialismus in die DDR übertrat und Schriftstellerkollegen, die längst westlich orientiert waren, mit Kapitalismuskritik traktierte. Ein Paradiesvogel, schwul, sehr begabt, viel zu früh an Aids gestorben. Rezensent Thomas Wagner zeigt sich fasziniert von den vielen Brechungen und Perspektivwechseln in dieser Biografie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2009

Schernikau kommt! Und Dietmar Dath freut sich schon bannig. Die Biografie, die uns die Wartezeit verkürzen soll, gefällt ihm auch. Nicht nur, weil sie die Aufmerksamkeit lustig feiernd in die richtigen Bahnen lenkt. Für Dath ist Matthias Frings durchaus der richtige Mann, den Dichter und "letzten Kommunisten" Ronald M. Schernikau in die Sitten- und Sozialgeschichte einzuordnen. Seine subjektive Vorgehensweise (Frings zählte zu Schernikaus Freunden) und seine intime Kenntnis der Boheme sind für Dath die Garanten dazu. Nicht, dass Schernikaus Bücher nicht wichtiger wären als dieses hier, beeilt sich der Rezensent klarzustellen. Aber man kann, man darf, man soll sie ja lesen!
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.03.2009

Rezensent Wilhelm Trapp, keine Frage, mag dieses Buch. Er hat es gern gelesen, er findet den Ton und den Stil seines Autors Matthias Frings sehr sympathisch.  Auch die Tatsache, dass der sich selbst, als der enge Freund des Porträtierten, der er nun einmal war, immer wieder selbst ins Spiel bringt, geht für Trapp durchaus in Ordnung. Seine Probleme hat Trapp allerdings mit dem Gegenstand dieser Biografie: dem Dichter und Lebenskünstler Ronald M.  Schernikau. Nicht so sehr mit der höchst selbstbewussten Art, mit der er sein Schwulsein alles andere als verbarg. Eher mit den politischen, genau gesagt: explizit kommunistischen Neigungen Schernikaus, die dazu führten, dass er ausgerechnet im Jahr 1989 endgültig in die DDR überzusiedeln beschloss. Wie aber Frings die eigentümliche Berliner Sonder-Welt der achtziger Jahre beschreibt, daran hat Trapp wenig zu kritisieren. Schernikau gewinne dabei durchaus und überzeugend die Kontur einer realen hoch aktiven Gegenfigur zum so fiktiven wie verbummelten Herrn Lehmann aus Sven Regeners Roman-Trilogie.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.02.2009

Das Buch über das "Wunderkind" Ronald M. Schernikau ist eigentlich ein Buch über dessen Autor Matthias Frings. Jörg Sundermeier hat damit erst einmal kein Problem. Schließlich war Frings ein enger Freund des Schriftstellers und bekennenden Kommunisten Schernikau. Und er hat gut recherchiert, um die linke und die schwule Szene im Berlin der Ära Helmut (Schmidt und Kohl) mit romanhaften, manchmal kitschigen Mitteln, wie Sundermeier findet, zu beschreiben. Schwierigkeiten hat Sundermeier mit der allzu sehr mit Ressentiments beladenen Subjektivität des Autors. Dass Frings Schernikaus politische Haltung nicht ernst nimmt, führt laut Sundermeier dazu, dass er auch dessen Bücher nicht richtig zu lesen vermag. Heißt, wo Schernikau politisiert, sieht Frings vor allem Anspielungen auf den gemeinsamen Freundeskreis. Da hilft nur Schernikau zu lesen, rät Sundermeier.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.02.2009

Detailreich und von der ersten bis zur letzten Seite unterhaltsam findet Rezensentin Susanne Messmer Matthias Frings Biografie über den Schriftsteller Ronald M. Schernikau, der sein Freund war und 1989 von West- nach Ostberlin zog. Sie hat die Geschichte dieser aus ihrer Sicht "schillerndsten Autorenfigur", die Westdeutschland in den achtziger Jahren hervorgebracht habe, auch als Geschichte eines "grandiosen Scheiterns" gelesen. Auch deshalb, weil Schernikau ihr wie ein Artverwandter von Rainald Goetz erscheint, der anders als Schernikau nicht untergegangen sei. Mit viel Empathie ist die Rezensentin noch einmal eingetaucht in jene Zeiten, das schwule Nachtleben in Berlin und das Leben am Leipziger Literaturinstitut, wo Schernikau als erster und letzter Westler studierte. Auch verspricht sie sich von dieser Biografie die verdiente Wiederentdeckung dieses Autors und seines nachgelassenen Monumentalwerks "Legende".