Matias Faldbakken

Wir sind fünf

Roman
Cover: Wir sind fünf
Heyne Verlag, München 2020
ISBN 9783453272996
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Norwegischen von Maximilian Stadler. In der Nähe von Oslo in einem kleinen Ort namens Råset führt Tormod Blystad mit seiner Frau und seinen zwei Kindern ein beschauliches Leben. Nach einer wilden Jugend ist aus Tormod ein verlässlicher Vater und Ehemann geworden. Aber in jeder Familie gibt es eine Lücke, die gefüllt werden muss. So kommt die kleine Hündin Snusken auf den Hof. Die Kinder lieben das Tier sehr, doch eines Tages verschwindet Snusken spurlos. Um seine Kinder zu trösten, mischt Tormod in seiner Werkstatt aus verschiedenen Zutaten ein Ersatzwesen aus Lehm - und fordert damit Kräfte heraus, deren Reichweite er nicht einmal erahnen kann.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.01.2021

Mit "Wir sind fünf" gelingt Matias Faldbakken ein beeindruckendes erzählerisches Kunststück, findet Rezensent Franz Haas. Eine vierköpfige Familie in der Provinz nahe der norwegischen Hauptstadt verliert auf ungeklärte Weise ihren Hund. Darauf lädt Vater Tormod einen alten Freund aus wilden Jugendjahren ein, mit dem gemeinsam er einen Golem aus vernunftbegabter Knete formt. Zunächst scheint die ulkige Kreatur noch ein harmlos tölpeliger Zeitgenosse, doch bald schon beginnt sie mit ihren seltsamen Attacken nicht nur den Zusammenhalt in der Familie sondern auch die Dorfgemeinschaft zu gefährden, lesen wir. Ein sprachlich und erzählerisch weniger begabter und psychologisch verständiger Autor hätte einen derart wuchtigen Konzept-Karren wahrscheinlich an und durch die Wand der banalen Fantastik gefahren, so Haas. Feldbakken jedoch gelingt es immer wieder, gerade rechtzeitig gegenzusteuern. Dabei beweist er sich nicht nur als humorvoller und flexibler Erzähler, sondern auch als genauer Beobachter sozialer Strukturen und Dynamiken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2020

Lesen Sie nicht die Kritik, "lesen Sie Faldbakken", warnt Rezensent Matthias Hannemann vor, um dann doch einige Worte über diese Mischung aus "Drogen- und Männlichkeitsdrama, Provinz- und Ehesatire" zu verlieren. Einmal mehr geht der Kritiker dem vergnüglichen Erzählton des norwegischen Literaturstars auf den Leim: Zunächst blickt er in das in die Jahre gekommene, öde Familienleben von Tormod, der Frau und Kindern täglich entflieht, in dem er sich in seine Garagenwerkstatt mit 3D-Drucker und IT-Einrichtung zurückzieht. Bald taucht ein Freund aus der gemeinsamen drogenreichen Jugend auf, inzwischen Experte für "organisches Plastilin" und die beiden erschaffen zu Metallica-Klängen aus einem Klumpen Ton einen Golem, der wie in einem "Tim-Burton-Film" bald sein Unwesen treibt, fasst Hannemann zusammen. Das verspricht nicht nur "grotesken" Spaß, sondern auch einige Schocker, verspricht der Kritiker.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.09.2020

Rezensentin Sophie Wennerscheid hat gespannt verfolgt, wie ein unglücklicher Familienvater einen wandlungsfähigen Tonteig als Spielzeug in seine Familie bringt. Da sie das Golem-Motiv gut kennt, war der Kritikerin von Beginn an klar, dass dieser Versuch, das Familienleben interessant zu machen, in einer Katastrophe münden muss. Als der Horror dann wirklich kommt, findet sie ihn allerdings zu entpersonalisiert - so kann der Autor die sozialkritische Brisanz, die der toxisch männliche Vater in das Buch einbringt, in ihren Augen nicht aufrechterhalten.
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