Martin Sabrow

Das Diktat des Konsenses

Geschichtswissenschaft in der DDR 1949-1969
Cover: Das Diktat des Konsenses
Oldenbourg Verlag, München 2001
ISBN 9783486565591
Taschenbuch, 488 Seiten, 44,79 EUR

Klappentext

Die Geschichte spielte in der kommunistischen Herrschaftsordnung der DDR und in ihrem Selbstverständnis eine äußerst wichtige Rolle. Sabrows Studie leistet einen Beitrag zum Verständnis der gelenkten Geschichtswissenschaft in der DDR und zeigt auf, inwieweit Einflüsse inner- und außerhalb des Faches Bedeutung hatten. Dazu kombiniert der Autor den Blick auf die Geschichte des Faches mit der Untersuchung des Charakters und der Funktionsweise der SED-Diktatur als politisches und gesellschaftliches System.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.01.2002

Äußerst beeindruckt ist Rezensent Volker Ullrich von dieser umfangreichen Studie. Für ihn wird damit ein "neues Kapitel in der Erforschung der DDR-Geschichtsschreibung aufgeschlagen". Auf ganz ausgezeichnete Art werde nachvollziehbar gemacht, wie die Geschichtswissenschaft auf SED-Linie gebracht wurde, zu einer "sozialistischen" gemacht werden sollte. Die Gründung des "Instituts für Geschichte", die stets zunehmende interne Kontrolle, Verflechtungen von Geschichtswissenschaft und Stasi, das Verhältnis zur westdeutschen Historie und schließlich der durch Fallbeispiel illustrierte Umgang mit Abweichlern sei "eindringlich und umfassend" dargestellt, dabei stets "aufschlussreich", lobt Ullrich die für ihn schlicht "brillante" Untersuchung - eine Untersuchen, wie sie für die westdeutsche Geschichtswissenschaft der 1950er- und 60er-Jahre noch fehle.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.12.2001

Hans-Ulrich Wehler zeigt sich sehr angetan von Martin Sabrows "ausgezeichneter Monografie" über die Geschichtswissenschaft in der DDR. Die "glänzend recherchierte" Untersuchung des "Instituts für Geschichte" an der Akademie der Wissenschaften in den Jahren 1949-1969 führt ausführlich die Unfreiheit der dort forschenden Historiker vor Augen: brutale Sanktionen, Kontrolle, Steuerung, Überwachung, der deprimierende Alltag der Mitarbeiter, Selbstmorde... "Bedrückend" findet der Rezensent das alles. Wehler stimmt Sabrow vollkommen zu, wenn dieser am Beispiel des "Lehrbuchs der deutschen Geschichte" exemplifiziert, zu welch haarsträubenden Ergebnissen die Forschung unter marxistischem Denk- und Schreibzwang gelangte: "Tatsächlich stellt es ein Unikat an Fehlern und Fehldeutungen dar." Wehler geht aber noch einen Schritt weiter: er wirft die Frage auf, ob man wirklich von einer "zweiten deutschen, sozialistischen Geschichtswissenschaft" sprechen dürfe, und verneint dies sogleich. Bei der DDR-Geschichtswissenschaft handele es sich in der Regel vielmehr um eine auf vulgärmarxistischen Annahmen basierende "kommunistische Geschichtsscholastik" von außerordentlich schlechter Qualität. Ausnahmen gab es indes: so z.B. eine Gruppe von Experten ostelbischer Agrargeschichte. Dieses kleine "Fähnlein der Aufrichtigen", so der Rezensent, hätten auch bei Sabrow mehr Aufmerksamkeit verdient.
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