Markus Krajewski (Hg.), Antonia von Schöning (Hg.), Mario Wimmer (Hg.)

Enzyklopädie der Genauigkeit

Cover: Enzyklopädie der Genauigkeit
Konstanz University Press, Göttingen 2021
ISBN 9783835391338
Gebunden, 600 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Welche Rolle spielt Genauigkeit in der wissenschaftlichen Erkenntnisbildung? Was steht mit der Wahrnehmungsschärfe für eine Ästhetik des Schreckens auf dem Spiel? Oder mit der Passgenauigkeit für die Kunst und Philosophie des 20. Jahrhunderts? Und wie hat das Prinzip des Just-in-Time-Managements vom Einkaufskorb eines US-amerikanischen Supermarkts über die Produktionshallen von Toyota ins alltäglich gewordene Medienformat der Post-Its gefunden?Ausgehend von anschaulichen Beispielen analysieren die Beiträge zur Enzyklopädie der Genauigkeit Herkunft, Kontexte und Konjunkturen jener Begriffe, die Praktiken, Vorstellungen und Ideale von Genauigkeit in Kunst, Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften verkörpern. Dabei wird deutlich, wie Methoden und Medien des Recherchierens, Lesens, Urteilens, Deutens, Beschreibens, Korrigierens, Produzierens, Narrativierens und Überarbeitens in ihrem Vollzug auf spezifische Vorstellungen von wissenschaftlicher Genauigkeit zurückgreifen und diese mitunter auch prägen. Die Beiträge klären dabei nicht nur grundlegende Konzepte und Begriffe, sondern widmen sich auch der Frage, wie Ideal und Versprechen von Genauigkeit die Arbeitsweisen n verschiedenen Disziplinen und Forschungsbereichen bestimmen. Nicht zuletzt geht es ihnen darum, die Methodenbildung der Disziplinen selbst zu reflektieren und Fragen nach der politischen Brisanz und epistemischen Gewalt von Idealen, Praktiken und Darstellungen von Genauigkeit in den Blick zu nehmen. Mit Beiträgen u.a. von Monika Dommann, Verena Halsmayer, Alexander Honold, Markus Klammer, Markus Krajewski, Helmut Lethen, Malika Maskarinec, Katja Müller-Helle, Oliver Simons, Ralph Ubl und Rahel Villinger.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.2021

Rezensentin Anne Dippel lässt sich von dem von Markus Krajewski, Antonia von Schöning und Mario Wimmer herausgegebenen Band zum Achten auf Genauigkeiten bzw. Ungenauigkeiten anregen - im Alltag wie in den Wissenschaften. Die Unvollständigkeit des Bandes, der laut Dippel versucht, in 47 Artikeln Genauigkeit als Tugend in Bild und Schrift zu erkunden, stört die Rezensentin nicht. Der aus einem Projekt der Unis Basel und Zürich hervorgegangene Band leistet für sie eine Menge, indem er die erkenntnistheoretischen Spaltungen von heute nicht befördert, sondern wiederzuvereinen versucht. Wie etwa assoziatives oder selektives Vorgehen in der wissenschaftlichen Praxis durchaus "vertrauenswürdige Erkenntnis" zu schaffen vermag, setzen die Autoren Dippel auseinander und regen sie zum Weiterdenken und Ausprobieren an. Doch Vorsicht, meint die Rezensentin, der Kalender und das Metermaß könnten plötzlich alles andere als selbstverständlich erscheinen.
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