Ludvik Vaculik

Die Meerschweinchen

Roman
Cover: Die Meerschweinchen
Diaphanes Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783037341780
Kartoniert, 192 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Alexandra und Gerhard Baumrucker. Wie lehrreich sind doch Haustiere, in diesem Falle Meerschweinchen, für das Familienleben! Die Kinder beschäftigen sich mit etwas Lebendigem und lernen zu beobachten. Wie fühlt sich so ein Meerschweinchen auf ungewohnten Oberflächen? Wie geht es mit Gefahr um? Wem vertraut es? Wie pflanzt es sich fort? Und: Wie stirbt es? Wer sich als Erwachsener mit Meerschweinchen beschäftigt, muss sich nicht fragen, welch seltsame Dinge am Arbeitsplatz vorgehen. Äußerst seltsam ist zum Beispiel, dass an diesem Arbeitsplatz, der die staatliche Bank ist, die Klau-Routine der Angestellten plötzlich durchbrochen wird. Seltsam ist ferner, dass man dort verschlüsselt kommuniziert, dass leere Fässer hinter Türen warten und dass ein Ingenieur verschwindet, der vor einer wirtschaftlichen Katastrophe gewarnt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.02.2012

Poe als Wirtschaftsprophet, der Staat auf dem sicheren Weg in den wirtschaftlichen Abgrund - in vielem erinnert Ludvik Vaculiks satirischer Roman aus dem Jahr 1973 Urs Heftrich an den derzeitigen Abwärtstaumel des modernen Kapitalismus. Vor einer platten Aktualisierung aber warnt der Rezensent, Vaculik befasst sich schließlich mit der Planwirtschaft. Warum also lohnt die Beschäftigung mit der Neuauflage eines tschechischen Klassikers? Heftrich nennt den psychologischen Scharfblick des Autors und die Vielschichtigkeit des komplexen Textes, den er wahlweise als konkrete politische Allegorie liest, als scharfe Analyse des Totalitarismus oder als Dialog mit Poe und anderen literarischen Vorbildern.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.01.2012

Rezensent Jörg Plath begrüßt diese Neuauflage von Ludvik Vaculiks erstmals 1971 erschienenem Roman "Die Meerschweinchen". Er würdigt das politische Engagement des tschechischen Schriftstellers und Bürgerrechtlers, der immer wieder unter Repressalien der Kommunistischen Partei zu leiden hatte. Der mit dem George-Orwell-Preis ausgezeichnete Roman scheint Plath eine auf den ersten Blick eher harmlos daherkommende, im Grunde aber sehr "beunruhigende" Satire auf die Diktatur der kommunistischen Partei. Dabei attestiert er der Geschichte um einen Bankangestellten, der Meerschweinchen züchtet, deren Leben studiert und mit ihnen allerlei üble Experimente anstellt, durchaus einen absurden Zug. Zu seinem Bedauern hat der Verlag nicht nur auf ein Nachwort verzichtet, sondern auch auf eine neue Übersetzung, findet er die alte Übersetzung doch mitunter ärgerlich. Er hätte dem Buch jedenfalls mehr Sorgfalt gewünscht.

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