Jaroslav Rudis

Nationalstraße

Roman
Cover: Nationalstraße
Luchterhand Literaturverlag, München 2016
ISBN 9783630874425
Kartoniert, 160 Seiten, 14,99 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechichen von Eva Profousova. Vandam war einer von denen, die es losgetreten haben am 17. November 1989, als unten in der Prager Altstadt auf der Nationalstraße die samtene Revolution ins Rollen kam, die einige Wochen später das kommunistische Regime hinwegfegte. Damals war Vandam ein junger Polizist, ein Vorstadt-Held oben in der Plattenbausiedlung des neuen Prag, die dem Wald abgetrotzt mitten in rauer Natur liegt. Dort oben haben sie als kleine Jungs heimlich Krieg gespielt, dort hat Vandam nach seinem Vater gesucht, wenn der wieder einmal angedroht hatte, er würde sich erhängen, bis er am Ende doch übers Balkongeländer sprang. Fünfundzwanzig Jahre später wohnt Vandam immer noch in der Plattenbausiedlung seiner Kindheit. Längst ist er kein Held mehr, sondern ein Verlierer: Wegen Gewaltexzessen aus dem Polizeidienst entfernt, prügelt er sich als einsamer Schläger durch Tage und Nächte und hebt im Fußballstadion regelmäßig die rechte Hand zum Hitlergruß. 'Ich bin ein Römer. Kein Nazi. Warum sollte man in Europa nicht mit dem römischen Gruß grüßen dürfen?'

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.08.2016

Karl-Markus Gauss staunt, wie es Jaroslav Rudiš gelingt, seinen unsympathischen Antihelden, einen pathologischen Schläger und Säufer und Motzer vor dem Herrn, doch noch als Mitgefühl fordernden Menschen darzustellen, der gerne gut wäre, nur nicht weiß wie er es anstellen soll. Die mäandernde Suada gegen Gott und Welt, die der Protagonist über seinem desinteressierten Sohn auskippt, zeigt Gauss, dass hier einer im dauernden Krieg ist mit sich und seiner Umgebung. Wie es um Tschechien heute steht, erfährt Gauss auf die Weise auch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.05.2016

Alex Rühle lässt alle Hoffnung fahren, dass dieser Vandam, der Kneipenheld aus Jaroslav Rudis dramatischem Monolog noch einmal einen Fuß auf den Boden bekommt. Kurz, am Ende, sieht es so aus, meint Rühle, doch dann schlägt der Typ vom Tresen wieder zu und macht seinem fetten "Zornkonto" Luft. So schmal der Band ist und so wenig Roman, so fasziniert hört Rühle diesem aus Angst vor Überfremdung Wut schwitzenden Schwadroneur zu, der anstatt aus Prag auch aus Dresden oder Budapest stammen könnte, wie er meint. Das liegt für Rühle an der raffinierten, mit wiederkehrenden Motiven arbeitenden Komposition des Textes.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de