Katerina Tuckova

Gerta

Das deutsche Mädchen
Cover: Gerta
Klak Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783943767971
Broschiert, 548 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Iris Milde. Das Mädchen Gerta wächst in der zweisprachigen Familie Schnirch im mährischen Brünn auf. Die Mutter ist Tschechin, der Vater ist Deutscher und wie der Bruder ein Anhänger Hitlers. Mit der Errichtung des deutschen Protektorats 1938 zerfällt die Familie wie die Gesellschaft in einen tschechischen und einen deutschen Teil. Die Mutter stirbt und Gerta wird vom eigenen Vater schwanger. Wie tausende Deutsche wird die junge Frau nach dem Krieg zum Staatsfeind erklärt, ausgebürgert, und in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1945 im sogenannten "Brünner Todesmarsch" vertrieben. Gerta und ihre Tochter überleben mit anderen deutschen Frauen bei der Zwangsarbeit auf dem Land. Jahre später kehren sie in die fremde Heimatstadt zurück und leben, als Deutsche stigmatisiert, am Rande der kommunistischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei. In ihrem Roman erzählt Tučková das Schicksal dieser Frauen und spricht schmerzhafte Fragen von Schuld, Rache und Vergebung zwischen Tschechen und Deutschen an. Kateřina Tučková erzählt an einem Einzelschicksal die Geschichte der Deutschen und Tschechen von der unabhängigen tschechischen Republik über zwei Diktaturen bis in die postkommunistische Zeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 23.03.2019

Rezensentin Susanne Lenz lobt die gründliche Recherche, die die Autorin Katerina Tuckova für ihren Roman über eine Deutsche betrieben hat, die nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit Millionen von anderen Deutschen aus der Tschechoslowakei vertrieben wurde und später zurückkehrte. Wie in vielen tschechischen Romanen stehe hier das historisch gesicherte Geschehen im Vordergrund, so die Kritikerin. Einerseits beschere dieser Fokus dem Roman feinsinnige Beobachtungen wie die Schilderung der Veränderung des Stadtbildes von Brünn nach der Vertreibung der Deutschen, andererseits wirken die Gedanken der Erzählerin dadurch ab und zu etwas hölzern, findet Lenz. Dennoch hält die Rezensentin "Das deutsche Mädchen" für einen interessanten Roman, besonders wenn die späten Auswirkungen der Vertreibung deutlich werden.