Linda Colley

Leben und Schicksale der Elizabeth Marsh

Eine Frau zwischen den Welten des 18. Jahrhunderts
Cover: Leben und Schicksale der Elizabeth Marsh
Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783861508816
Gebunden, 408 Seiten, 14,99 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ulrike Bischoff. Elizabeth Marsh (1735-1785) war in jeder Hinsicht eine Frau von Welt. Weit gereist und auch sexuell frei und unvoreingenommen, war sie stärker von den Entwicklungen rund um den Globus betroffen als die meisten Menschen ihrer Zeit. Als Tochter eines englischen Schiffszimmermanns und einer Jamaikanerin führte sie ihre erste Reise im Bauch ihrer Mutter von der Neuen in die Alte Welt, wo sie in Portsmouth aufwuchs. Als junge Frau unternahm sie ausgedehnte Erkundungsreisen durch Ost- und Südindien, verbrachte einige Zeit in den größten und wichtigsten Häfen der Welt: Portsmouth, Gibraltar, London, Rio de Janeiro, Kalkutta und Kapstadt. Sie beteiligte sich an Grundstücksspekulationen in Florida, geriet in die Wirren des Siebenjährigen Krieges und des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, nahm an verschiedenen Weltumsegelungen teil, wurde von marokkanischen Piraten entführt und landete fast im Harem des herrschenden Sultans. In ihren Reiseberichten schreibt sie detailliert und farbig über die von ihr besuchten Städte sowie über die Menschen, die in ihnen leben. Sie berichtet über verheerende Epidemien, Erdbeben und Kriegsereignisse. Ohne Verbindungen zur Royal Navy, zur East India Company und zum Handel innerhalb und außerhalb des britischen Weltreichs hätte das Leben dieser Frau völlig anders ausgesehen. Linda Colley, Historikerin in Cambridge und Yale (zurzeit in Princeton), beschreibt an diesem Schicksal die wechselnden Muster weltweiter Machtverhältnisse. Weitreichende Verbindungen, die Marsh im Laufe ihres Lebens über Kontinente und Ozeane hinweg knüpfte, afrikanische Sklavenhändler, indische Weber und Astronomen, sephardisch-jüdische Kaufleute und der große marokkanische Sultan Sidi Muhammad, der sie zu verführen suchte, prägten ihr Leben und ihre Ansichten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.09.2009

Eingenommen ist Rezensentin Eva Berger für dieser Biografie Elizabeth Marshs (1735-1785), die die Historikerin Linda Colley vorgelegt hat. Sie beschreibt die aus bescheidenen Verhältnissen stammende Marsh als unkonventionelle Frau, die im 18. Jahrhundert Meere und Kontinente bereiste - von der Karibik über Portsmouth und London, Menorca und Gibraltar bis nach Marokko und Indien. Das Buch ist für Berger allerdings mehr als nur Biografie und Reisebeschreibung. Die Autorin schildert in ihren Augen sehr lebendig die Welt der Zucker- und Sklavenplantageninsel Jamaika, das Handelszentrum London, das islamische Sultanat Marokko oder die Monopolansprüche der East India Company in Bengalen. Mit ihrem biografischen Zugriff breche Colley transkontinentale, globale Wirkungsketten auf "lesenswerte und lesefreundliche analytische Miniaturen" herunter. Bergers Fazit: eine "ungemein facettenreiche, methodisch überzeugende Biografie der Globalisierung".