Katharina Peter

Erzählung vom Schweigen

Cover: Erzählung vom Schweigen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751809092
Gebunden, 244 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eng umgrenzen die Schatten der Familie Karolina Estors Leben: Als drittes Kind wächst sie in dem zum Scheitern verurteilten Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, und sie doch nur umso enger an sich bindet, verrät ihre Mutter Elke sowohl den Klassenkampf als auch Familienverbund und jettet stattdessen wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz vom Nichtschwachseindürfen und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Mit schmerzlich-lakonischer Offenheit verknüpft Katharina Peter Erinnerungsflicken ihrer Protagonistin zu einem Teppich deutscher Geschichte...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.06.2023

"Beeindruckend reif" erscheint Rezensent Nils Kahlefendt dieses Romandebüt von Katharina Peter, in dem es um die Aufarbeitung familiärer Traumata geht. Mit diesem Familienroman hat die Autorin alles andere als eine "gut abgehangene Familiensaga" vorgelegt, stellt der Kritiker fest. Die Erzählstimme hier ist "wütend, böse, schrill" und deckt "gnadenlos sarkastisch" nach und nach emotionalen Missbrauch und Heuchelei in der Familie der Protagonistin, der Schriftstellerin Karolina Estor, auf. Der Rezensent merkt der Autorin an, dass sie vom Theater kommt und schätzt wie hier in kurzen Sequenzen, "treibend rhythmisiert" und in "pointierten Dialogen" die schwierige Kindheit und Jugend der Hauptfigur, die Illusionen ihrer 68er-Eltern und die Nazi-Vergangenheit der Großeltern aufgedeckt werden.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.04.2023

Familiengeschichten, die auf unheilvolle Weise in historische Abläufe eingebunden sind, kennt Angela Gutzeit viele, auch Katharina Peters Debüt zählt auf gewisse Weise dazu. 1908 beginnt ein Vorfahr der Protagonistin ein Familienbuch, in dem aufgeschrieben werden soll, was der Familie passiert - Generationen später macht sich die Ich-Erzählerin Karolina ans Werk, berichtet Gutzeit. Sie ist von ihrer Mutter in einer "Kultur der Verachtung" erzogen worden, der Vater hat sie missbraucht, unerbittlich geht sie in ihrem Schreiben gegen die beiden vor und verwebt die eigene Sprache mit der Geschichte der Familie, auch der unerzählten, die SS-Mitgliedschaften und NS-Gräueltaten beinhaltet, so die Rezensentin. Ganz schön hart ist das für das Lesepublikum, zeigt so aber auch, wie die unbearbeitete Vergangenheit die Gegenwart vergiften kann, so die beeindruckte Rezensentin. Wie die Autorin zwischen Anklagen gegen sich und gegen die Familie oszilliert, macht für sie den besonderen Reiz des Buches aus, das sie gerne empfiehlt.