Julia Schoch

Schöne Seelen und Komplizen

Roman
Cover: Schöne Seelen und Komplizen
Piper Verlag, München 2018
ISBN 9783492057738
Gebunden, 320 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Lydia, Alexander, Ruppert, Kati. Sie alle sind Schüler eines Elitegymnasiums der DDR. Während die einen mit glühendem Blick im "Reimanns" subversive Gedanken diskutieren, sehen die anderen unschuldig einer sozialistischen Zukunft entgegen. Der Mauerfall trennt sie schlagartig von ihrer Vergangenheit. Schwankend zwischen Hass, Verweigerung und Euphorie hören sie die Beteuerungen ihrer Eltern, dass alles ganz normal sei. Dabei sieht jeder die Explosion 1989 mit anderen Augen. Dreißig Jahre später zieht jeder der Helden Bilanz. Und sieht sich vor große Fragen gestellt: Wie lange verfolgt uns die Vergangenheit, oder verfolgen wir sie? Wie viel sind ihre Erfahrungen wert? Damals sind sie davongekommen, aber sie alle jagen einer Freiheit nach, noch immer. Julia Schoch macht den historischen Umbruch in privaten Leben erfahrbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2018

So viel Inhalt, so viel Gefühl, so viel Vergangenheit und Gegenwart auf nur 300 Seiten, staunt Rezensent Hubert Winkels. Siebzehn verschiedene Leben aus siebzehn verschiedenen Perspektiven erzählt Julia Schoch in ihrem Roman über die Mitglieder einer Schulklasse, die kurz nach der Wende in der ehemaligen DDR ihr Abitur absolvieren. Diese vielen verschiedenen Handlungsfäden schön stramm beieinanderzuhalten und die Geschichte an keiner Stelle ausfasern zu lassen - schon allein das ist eine "Meisterleistung", lobt Winkels. Den unterschiedlichen Protagonisten eine jeweils individuelle Stimme zu verleihen, mit der sie ihre Geschichten erzählen und diese Geschichten dann auch noch so miteinander zu verweben, dass die großen historischen Ereignisse sichtbar werden - das ist wahre Kunst, etwas "ganz besonderes", so der hingerissene Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2018

Von 16 Studenten, die kurz nach der Wiedervereinigung ihr Abitur an einer  Elite-Schule der ehemaligen DDR absolvieren, erzählt Julia Schoch in ihrem Roman. Oder vielmehr: die 16 erzählen, alle aus der Ich-Perspektive. Viel mehr als Porträtsplitter sind es nicht, so die Rezensentin Eva Behrendt. Dazu kommt, dass sie alle recht ähnlich klingen. Die Wende spielt in ihrem Leben kaum eine Rolle: Ihr Denken kreist noch um Liebe, Schule, Familie. 25 Jahre später begegnen wir ihnen wieder. Alle sind erfolgreich in bürgerlichen Berufen, so Behrendt, doch jetzt sind die Persönlichkeiten viel ausgeprägter. Nur eins teilen die Protagonisten: ein Verlustgefühl, lesen wir. Ob es sich dabei um eine ganz normale Midlife-Crisis handelt oder ein Unbehagen an der westlichen Gesellschaft ist, lässt Schoch offen, erklärt die Rezensentin, die das als große Stärke des Romans hervorhebt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.02.2018

Oliver Jungen ist beeindruckt von Julia Schochs Fähigkeit, Lebensrückblicke zu gestalten, in denen Privates und Gesellschaftliches konzis abgebildet werden. Weiter gefasst als seine Vorgänger scheint Jungen dieser Roman mit seinen sechzehn Ich-Erzählern ein ganzes Panoptikum, ein Generationenroman zu sein. Die miteinander verknüpften Berichte der Absolventen eines DDR-Gymnasiums aus zwei Zeiten, der Gegenwart und der Umbruchszeit von 1989 bis 1992, zeigen Jungen in glaubhaftem Ton und trotz mitunter allzu pronocierter Bezüge, konsistent und vielstimmig, was aus ostdeutschen Identitäten wurde.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.02.2018

Rezensentin Judith von Sternburg lässt sich von Julia Schoch in das Paralleluniversum DDR entführen. Dessen Ende schildert Schoch anhand von 16 pubertierenden Stimmen aus einem Ort im Osten mit bröckelnden Fassaden und Eliteschule. Wie Schoch die großen politischen Veränderungen eher beiläufig zwischen Liebe, Rivalitäten und Gereiztheiten der Figuren einbaut, gefällt der Rezensentin. Trotz vieler Informationen und Lebenswege zwischen kaputten Laufbahnen und bürgerlichem Glück scheint Sternburg die Stimmführung im Buch gelungen, elegant und beiläufig. Auch wenn die geschilderten Entwicklungen nicht überraschend sind, meint Sternburg, spannend sind sie dennoch.