Jürg Amann

Der Kommandant

Monolog
Cover: Der Kommandant
Arche Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783716026397
Gebunden, 108 Seiten, 14,00 EUR

Klappentext

Jürg Amann hat die Aufzeichnungen, die Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß vor seiner Hinrichtung niederschrieb, zu einem ungeheuerlichen Monolog verdichtet: Dieses Buch sperrt seinen Leser in den Kopf eines Massenmörders. "Angesichts der Wirklichkeit ist alles Erfinden obszön. Vor allem da, wo man die Wirklichkeit haben kann. Auch wenn sie immer wieder geleugnet wird. Dann erst recht. Das habe ich nie so stark empfunden, wie als Die Wohlgesinnten von Jonathan Littell vor ein paar Jahren auf Deutsch erschienen sind: die affirmative Einfühlung in einen NS-Täter in Form eines Romans. Mir waren bei einer thematisch verwandten Theaterarbeit in Wien kurz zuvor die Aufzeichnungen von Rudolf Höß, des Kommandanten von Auschwitz, in die Hände gefallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.07.2011

Der Banalität des Bösen gewärtig, stößt Judith von Sternburg in diesen vom Schweizer Schriftsteller Jürg Amann übersichtlich zusammengestellten Text aus Aufzeichnungen des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß auf schieres sprachliches Unvermögen. Die Erklärungen des Lagerkommandanten Höß scheinen ihr ungeheuerlich in ihrer Kombination aus bürgerlichen Floskeln und dem offensichtlichen Willen und Glauben des Schreibers, "noch etwas ins Lot" bringen zu können und sich als Mensch mit Herz darzustellen. Dass Amann die entsprechenden Passagen so stehenlässt, macht für Sternburg die besondere Qualität des Buches aus.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.06.2011

Hier spricht Rudolf Höss, Kommandant des Konzentrationslagers Auschwitz. Und dass er so geruhsam und sachlich von seinem Leben berichtet, jagt Sibylle Birrer Schauer über den Rücken. Vor allem auch, weil Jürg Amann seinem Monolog nichts hinzufügt, sich selbst als literarisch-editorischer Vermittler und sein Buch als Substrat des 300-seitigen Lebensberichts des zur Reue unfähigen Auschwitz-Schlächters begreift. Der Rezensentin geht so das Verwundbare des Menschseins auf, in Höss' Verharmlosungen und seinem Zynismus. Außerdem erkennt sie einmal mehr die Bedeutung der Arbeit an zeitgeschichtlichen Originalen.