John R. Searle

Geist

Eine Einführung
Cover: Geist
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783518584729
Gebunden, 323 Seiten, 26,80 EUR

Klappentext

Kaum ein Gebiet der modernen Philosophie ist komplexer, kaum eines wird kontroverser diskutiert als die Philosophie des Geistes. Wie in keiner anderen philosophischen Disziplin manifestieren sich hier zudem die Konflikte zwischen zwei scheinbar unversöhnlichen Welten: der Welt des Geistes bzw. der Geisteswissenschaften und der Welt des Gehirns bzw. der modernen Naturwissenschaften. Ausgehend von "Descartes und anderen Katastrophen", präpariert Searle zwölf zentrale Probleme der Philosophie des Geistes, verwirft selbst die einflussreichsten Theorien und schlägt eigene Lösungen jenseits der Zwei-Welten-Lehre vor. Entstanden sind provozierende Analysen etwa des klassischen Leib- Seele-Problems und des Zusammenhangs zwischen Bewusstsein und Neurobiologie. Dem Unbewussten ist ebenso ein eigenes Kapitel gewidmet wie der Wahrnehmung und dem schwierigen Problem der mentalen Verursachung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.10.2006

John R. Searle ist seit über 2 Jahrzehnten dabei, die immer gleiche "Sensation" zu verkünden, nämlich die Lösung des "Leib-Seele-Problems", meint ein unfroher Michael Hampe. So auch in seinem jüngsten Werk, in dem der Philosophie-Professor an der Universität von Berkeley die Funktionsweise des Geistes aufzeigen will und bei dem er eigenen Angaben zufolge, die gesamte Geschichte des Geistes beiseite lassen und sich stattdessen auf "Tatsachen" konzentrieren will, erklärt der Rezensent etwas ungläubig. Vielleicht ringt es ihm auch eine gewisse Bewunderung ab, dass der Autor den gesamten Komplex des Leib-Seele-Frage auf zwei Seiten abhandelt und einfach mal von einer "beseelten Hirnmaterie" ausgeht, ohne dies genauer argumentativ oder  wissenschaftlich zu belegen. Aber ganz so einfach, findet Hampe sollte man es sich dann doch nicht machen. Der Rezensent geht im Einzelnen sehr gründlich und kenntnisreich auf die einzelnen Punkte Searles ein, kann aber insgesamt nur vor dem allzu simplen und dabei recht arroganten Erklärungsmodell des Autors den Kopf schütteln. Am Ende warnt er Leser mit Herzproblemen vor dem Ärger, den das Buch auslösen kann.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.10.2006

Bei John Searle könne man noch richtig staunen, schreibt Rezensent Helmut Mayer, selbst bei einer bescheiden daher kommenden "Einführung" lasse es sich dieser Philosoph nicht nehmen, ordentlich "aufzuräumen". Dabei beginne Searle erst einmal klassisch mit Descartes' Problemstellungen, um dann zuerst dessen Lösungsvorschläge und anschließend auch gleich die wichtigsten zeitgenössischen philosophischen Positionen als unzureichend vom Tisch zu fegen. Mit Hilfe der Neurobiologie wolle der John Searle das alte Kampffeld zwischen Materialisten hier und Ich-Ontologie dort neu "kartieren". Bei der Frage der Willensfreiheit allerdings, wendet der Rezensent ein, erscheine Searles neurobiologischer Lösungsansatz doch eher "verzweifelt" als aussichtsreich. Nichtsdestotrotz gebe John Searle eine "anregend kontroverse" Darstellung einer so alten wie aktuellen philosophischen Fragestellung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2006

Die "Systemgemeinschaft Gehirn" nimmt Michael Hagner dem Autor nicht ab. Das Buch ordnet er deshalb eher unter der Sparte Kuriosa ein. Sein Respekt scheint eher dem enormen Sendungsbewusstsein des Autors und dem damit verbundenen Arbeitsaufwand zu gelten als den Ergebnissen. Die Lösung des "Geist-Körper-Problems" jedenfalls hat er bei John R. Searle nicht gefunden. Stattdessen derart viel "auktoriale Fürsorge" und Anekdotisches, dass er bald den Argumentationsfaden verliert. Oder war da gar keiner? Und wenn, so kann Hagner dem Autor mehr als einmal nachweisen, beruht er schlicht auf Kenntnislosigkeit der alten wie der aktuellen Hirnforschung und ihrer Literatur.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Als gelungene Einführung in die Philosophie des Geistes empfiehlt Rezensent Michael Pauen dieses Buch des amerikanischen Philosophen John Searle, auch wenn er ihm in kaum einen Punkt zustimmen will. Pauen beschreibt Searles Herangehensweise als recht temperamentvoll: Sämtliche bedeutende Theorien vom Geist - vom cartesianischen Substanzdualismus bis zum materialistischen Monismus - erklärt Searle für falsch. Das geht für Pauen zwar in Ordnung, doch Searles eigenen Biologischen Naturalismus hält er für genauso wenig überzeugend. Gar nicht einverstanden ist er mit den Searles Darlegungen zur Willensfreiheit. Doch Pauen will seine Einwände gar nicht gegen das Buch gerichtet sehen. Denn sein Autor argumentiere so intelligent und klar, dass die Auseinandersetzung mit ihm die reinste Freude sei. Und lehrreich.