John Haskell

Amerikanisches Fegefeuer

Roman
Cover: Amerikanisches Fegefeuer
Tropen Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783932170898
Gebunden, 263 Seiten, 19,80 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Volker Oldenburg. "Amerikanisches Fegefeuer" erzählt die Geschichte von Jack, einem glücklich verheirateten Mann, der beim Verlassen eines Ladens feststellen muss, dass seine Frau Anne und ihr Auto wie vom Erdboden verschluckt sind. Zuhause findet Jack eine Landkarte mit eingezeichneter Route quer durch Amerika. Getrieben von dem Gedanken, dass diese ihn zu seiner Frau führen wird, macht er sich auf den Weg. Von den New Yorker Brownstones bis zu den Stränden Südkaliforniens folgt "Amerikanisches Fegefeuer" Jacks Suche, die ihn mit jeder Station tiefer in seine Erinnerung und näher an die Wahrheit über Anne führt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.08.2007

Etwas durchwachsen erscheint Christopher Haas dieser Roman von John Haskell, der ein Motiv aus diversen Mysteryfilmen variiert: erst allmählich wird dem verzweifelt seine Frau suchenden Protagonisten klar, dass diese bei einem Unfall gestorben ist - und er auch. Gerade weil diese Pointe nicht so neu ist - man kennt sie aus "The Sixth Sense", "Carnival of Souls" oder "Ubik" - fühlt sich der Rezensent legitimiert, sie zu verraten. Er liest Haskells ohne Mystery- und Horroreffekte auskommenden Roman als "hochkulturelle Variante" dieser Werke. Das Buch erinnert ihn außerdem ein wenig an Kerouacs "On the Road", freilich eher im Sinne einer strengen Negation der Versprechen, die die berühmte Roadnovel beschwört. In Haskells "trostlos-unterweltlichem" Amerika sei nämlich kein Aufbruch mehr möglich außer der in den Tod. Die Idee des Autors, jedem der sieben Kapitel eine Todsünde zuzuordnen, hat Haas freilich nicht überzeugt. Demgegenüber findet er die Passagen, in denen sich der Ich-Erzähler an das Leben mit seiner Frau erinnert, doch sehr bewegend.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.12.2006

Einer reist durch die Staaten, verliert seine Frau, stellt irgendwann fest, er ist tot, und findet sie wieder. Bevor er ins Jenseits darf, erlebt er ein Purgatoriums-Stationendrama, in dem er die sieben Todsünden absolviert. Davon erzählt dieser Roman. Der Rezensent Frank Schäfer findet es "ambitioniert" und mitnichten so großartig, wie es sein will. Soll aber nicht heißen, er findet es schlecht. Allerdings nervt ihn der Erzähler ziemlich, der immerzu quatscht und kein Wort ungesagt lassen will. Und allzu "beflissen" findet er die Sorgfalt, mit der der Autor die Todsünden Kapitel für Kapitel ins Spiel bringt. Durchschaubar scheint Söhler auch die Metadimension, die Anlage des Buchs als "Großparabel auf den dichterischen Prozess". Schließlich nennt er es sogar eine "beeindruckende Etüde". Man versteht nach Lektüre der Kritik nur nicht so recht, warum.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.11.2006

Als "Sprachkunstwerk" feiert Rezensentin Bernadette Conrad diesen Roman über eine "coast-to-coast"-Autofahrt quer durch die USA, bei der die Frau des Fahrers verloren geht. Denn die Reise führt Protagonist John durch die Landschaften und Abgründe Amerikas und der eigenen Seele. Die Rezensentin ist gebannt von der Art und Weise, wie der Autor verschiedene Ebenen und Bedeutungszusammenhänge übereinander schiebt, dabei "wie beiläufig" literarische Genres berührt und auf diesem Weg streckenweise auch das "philosophische Road-Movie" a la Jack Kerouac und Allen Ginsberg wieder belebt. Sie folgt dem Protagonisten fasziniert durch Ängste, Besessenheiten und Trancen und ist beeindruckt, wie sich das Rätsel des Buchs am Ende in der Erzählstimme von selber löst.