Johann Chapoutot

Gehorsam macht frei

Eine kurze Geschichte des Managements - von Hitler bis heute
Cover: Gehorsam macht frei
Propyläen Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783549100356
Gebunden, 176 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Clemens Klünemann. Über 600 000 Führungskader - von BMW über Aldi bis Thyssen-Krupp - durchliefen die Akademie für Führungskräfte, die der fanatische NS-Jurist Reinhard Höhn 1956 in Bad Harzburg begründete und über Jahrzehnte hinweg leitete. Höhns beispielhafter Aufstieg zum Marketing-Guru wirft die beunruhigende Frage auf: Wie stark ist unsere Arbeitswelt noch heute vom Geist der NS-Zeit geprägt? Die NS-Kriegswirtschaft zielte konsequent auf Leistungsfähigkeit: Der Mensch wurde zum Produktionsfaktor, die "Volksgemeinschaft" gehorchte dem "Führer". Dieses Menschenbild setzte sich in der Bundesrepublik fort: Aus "Menschenführung" wurde "Management", auf die NS-Kriegsmaschinerie folgte die Massenproduktion der Konsumgesellschaft. Am Beispiel des Unternehmensberaters Reinhard Höhn legt Johann Chapoutot eine erschreckende Kontinuität im ökonomischen Denken vor und nach 1945 offen: Das Ziel unbedingter Leistungsbereitschaft zieht sich von den Vordenkern der NS-Kriegswirtschaft bis in die Handbücher der Unternehmensführung von heute.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.03.2021

Rezensent Stefan Kühl kennt sich mit der Geschichte des Managements aus, ist selbst Professor für Organisationssoziologie und sitzt einem Forschungsprojekt zum Harzburger Modell vor. Eben dieses Harzburger Modell der Unternehmensführung, das in vereinbarten Zielen, nicht aber im Vorschreiben konkreter Schritte dorthin seine Besonderheit hatte, sieht der französische Historiker Chapoutot aus der NS-Zeit hinein reichen in die deutsche Nachkriegszeit bis heute. Dazu zeichne er, so der Rezensent, in seiner Studie vor allem die Karriere Reinhard Höhns nach, ehemals SS-Sturmführer, später Ausbilder von vielen Jahrgängen junger Manager in der BRD. Aber das Prinzip, personelle Kontinuität als inhaltliche Kontinuität zu verstehen, ist dem Kritiker "zu billig". Dagegen führt er an, dass gleichzeitig mit dem Harzburger Modell in den USA das nahezu identische "Management by Objectives" erdacht wurde und betont, die Ironie der Geschichte läge sogar darin, dass der "Gemeinschaftsgedanke" bei Höhn aus verständlicher ideologischer Scheu weniger betont worden sei als beim amerikanischen Gegenstück, das sich daraufhin als erfolgreicher durchsetzte.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 29.03.2021

Rezensent Martin Hubert lernt bei dem französischen Historiker Johann Chapoutot die Kontinuitäten zwischen dem Führungsdenken der Nationalsozialisten und der deutschen Nachkriegswirtschaft kennen. Dass Organisation und Mitarbeiterführung beider Epochen vergleichbar sind, weist der Autor laut Hubert überzeugend anhand des ehemaligen SS-Führers und NS-Staatsrechtlers Reinhard Höhn nach, der nach 1945 mit dem Modell Bad Harzburg ganze Managergenerationen prägte. Das Buch findet Hubert verständlich geschrieben, nur in seinen Überlegungen zu alternativen Management-Theorien und -Praktiken bleibt ihm der Autor etwas zu kursorisch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2021

Rezensent Thomas Karlauf liest die Arbeit des französischen Historikers Johann Chapoutot über den deutschen Staatsrechtler Reinhard Höhn und die Kontinuitäten zwischen dem "Dritten Reich" und der jungen Bundesrepublik im Allgemeinen mit Interesse. Wie der Autor die intellektuellen und ideologischen Kontinuitäten zwischen Höhns Einsatz als juristischer Vordenker der Nazis und seiner Nachkriegskarriere als Management-Trainer der deutschen Wirtschaft herausarbeitet, scheint Karlauf pointiert und lesenswert.
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