Jeremias Gotthelf

Die schwarze Spinne

und andere Erzählungen. Zürcher Ausgabe
Cover: Die schwarze Spinne
Diogenes Verlag, Zürich 2023
ISBN 9783257072525
Gebunden, 560 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Philipp Theisohn. Mit einem Nachwort von Nora Gomringer. Ein ländliches, fröhliches Tauffest wird zum Rahmen einer schaurigen Geschichte. Sie erzählt von einem jahrhundertealten Pakt der Bauern mit dem Teufel. Seit damals lauert das Böse überall. Jederzeit können die schwarzen Spinnen wieder hervorbrechen. Auch im Haus des kleinen Täuflings. 'Die schwarze Spinne' ist eine der berühmtesten Novellen der Weltliteratur - und doch nur eine von vielen Geschichten, die von Gotthelfs Erzählkunst zeugen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 08.01.2024

Das Werk Jeremias Gotthelfs ist beinahe in Vergessenheit geraten, eine Neuausgabe von Diogenes könnte das ändern, hofft Rezensent Wolfgang Schneider für den "Schweizer Balzac des Landlebens." Im ersten Band, erläutert er, finden sich Erzählungen und Novellen wie "Die schwarze Spinne", in der die Landbevölkerung sich auf einen Pakt mit dem Teufel einlässt, den Lohn dafür aber nicht erbringen will, hält der sich ob der teuflisch-theologischen Bedrohung gruselnde Kritiker fest. Auch von "Trinkerinnenschicksalen" und dem Schrecken der Sucht liest er, die historisch Basis dafür liefert ihm der hohe Branntweinkonsum in den 1830er Jahren im Kanton Bern hatte, erfahren wir, der schlimme Auswirkungen auf die Bevölkerung hatte. Die beiden Romane um den Bauern Uli versteht Schneider auch als "Crossover-Pädagogik" zwischen Christentum (Gotthelf war im Brotberuf Pfarrer) und Aufklärung, besonders der zweite Teil scheint ihm mit den angesprochenen wirtschaftlichen Themen zeitlos. Die Wiederentdeckung dieses Schriftstellers kann der Rezensent, auch, wenn dessen durchscheinender Berner Dialekt manchmal schwer zu verstehen ist, nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2023

Der Schweizer Autor Jeremias Gotthelf war ein meisterlicher Beobachter der Machtverhältnisse auf den Bauernhöfen im Berner Emmental, erzählt Rezensentin Pia Reinacher. Der Germanist Philipp Theisohn versucht nun, mit der von ihm herausgegebenen Zürcher Ausgabe Gotthelf einem breiteren Publikum bekannt zu machen und hat dazu auch die ersten drei Bände "mit kenntnisreichen und substanziellen Notizen versehen", wie Reinacher lobt. Auch vor dem Berner Dialekt braucht man sich nicht zu fürchten, ein Glossar ist beigelegt, versichert die Kritikerin. Die titelgebende Novelle des Bands "Die schwarze Spinne" erzählt von Dorfbewohnern, die sich, um sich gegen einen Bauern zu wehren, mit dem Teufel verbünden, woraufhin sie selbst von einer schwarzen Spinne heimgesucht werden. Immer noch hochaktuell sind die hier verhandelten Themen, findet Reinacher, geht es doch um Mechanismen der Diffamierung und des Aberglaubens angesichts einer Situation, in der rationale Erklärungen versagen.
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