Jean Ziegler

Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher

Cover: Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher
C. Bertelsmann Verlag, München 2003
ISBN 9783570006795
Gebunden, 320 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Holger Fliessbach. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. 826 Millionen Menschen sind permanent schwer unterernährt. Und dies auf einem Planeten, der vor Reichtum überquillt. Die neuen Herrscher der Welt - die Beutejäger des globalisierten Finanzkapitals, die Barone der transkontinentalen Konzerne, die Börsenspekulanten - häufen ungeheure Vermögen an. Willfährige, effiziente Verbündete stehen ihnen zu Diensten, allen voran die Funktionäre der Welthandelsorganisation, der Weltbank und des Weltwährungsfonds. Gegen die mörderische Ordnung dieser Herrscher und ihre absurde Doktrin von der "Selbstregulierung" der Märkte regt sich Widerstand. Überall, auch in Deutschland...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2003

Als inhaltsleere Pauschalkritik verreißt Ralf Altendorf das Buch. So werden hier Termini benutzt die so klingen, "als gelte es den sorgsam einbalsamierten Leichnam des Marxismus zum Leben zu Erwecken". Laut Altendorf durchziehen - durch keinerlei Argumente belegte- Schwarzweißbilder zu Neoliberalismus , Deregulierung und Privatisierung das Buch. Nur die Kritik des Autors an den hohen Abfindungen für Manager hält er für nachvollziehbar, welche für schlechte Arbeit belohnt würden. Enttäuscht zeigt sich der Rezensent auch über den letzten Teil des Buches, in dem über den Widerstand geschrieben wird. Neues suche man hier vergebens. Abschließend zitiert er süffisant die Kritik Max Gallos der über Ziegler gesagt hat, er habe "die Arroganz des lutherischen Predigers, die Naivität des verbohrten Dritte-Welt-Apostels".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.04.2003

Die Realität der globalisierten Welt besteht aus "einer Kette von Inseln des Wohlstands und des Reichtums, die aus einem Meer des Völkerelends herausragen", zitiert Rezensent Marcus Schwarzbach den Schweizer Soziologen Jean Ziegler aus dessen Buch "Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher". Wie das im Einzelnen aussieht, führt der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung nach Einschätzung Schwarzbachs eindrucksvoll vor Augen. So habe sich der Welthandel im Lauf der letzten zehn Jahre etwa versechsfacht und unermesslichen Reichtum erwirtschaftet: Bill Gates, der reichste Mann der Erde, besitze so viel Geld wie die ärmsten 120 Millionen US-Bürger; Unternehmen erzielten Gewinne, die dem Haushalt eines Staates wie Dänemark entsprechen, während gleichzeitig 826 Millionen Menschen permanent schwer unterernährt seien. Neben einer ausführlichen Darstellung der neuen Herrscher der Welt rufe Ziegler auch zum Engagement auf. Dabei spielen laut Schwarzbach nicht nur übergreifende Aktionen von Attac oder Gegnern der Davos- und G-7-Treffen eine Rolle, sondern auch die Bewegung der Landlosen in Brasilien, die Ziegler aus vielen Gesprächen und Besuchen vor Ort kenne.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.04.2003

Früher war seine Schweizer Heimat Zielscheibe für Kritik, nun legt sich Jean Ziegler "mit den Mächtigen der Welt an, mit geldgierigen Kapitalgebern und machtgierigen Managern", resümiert Fredy Gsteiger. Ziegler vergleiche die jährlichen Hunger-, Seuchen- und Kriegstoten mit dem "Naziwahn" und befinde, mit 100.000 Hungertoten pro Tag sei "der Dritte Weltkrieg in vollem Gange". "Markige Worte und gewagte Vergleiche", befindet Gsteiger, aber ohne die Ziegler "nicht er selbst wäre". Immerhin sei sein neuestes Werk merklich fundierter als frühere Bücher, in denen er es mit den Fakten nie so genau nahm und sich "angesichts der Dramatik" der jeweiligen Situation auch nicht mit solch "Petitessen" wie beispielsweise Quellennachweise aufhalten wollte, erklärt Gsteiger. In seinem neuesten Werk zeichne Ziegler das "apokalyptische Bild einer Welt", in der "Egoismus" und "Dschungelkapitalismus" regiert. Hoffnung sehe der Autor allenfalls in der "keimenden, planetaren Zivilgesellschaft", bescheinige dieser aber bestenfalls einen "hinkenden Aufbruch in eine neue Zeit". Der Rezensent rät abschließend, Zieglers Werk zwar zur Kenntnis, aber "nicht in allen Punkten ernst zu nehmen".