Hubert Fichte

Ich beiße Dich zum Abschied ganz zart

Briefe an Leonore Mau
Cover: Ich beiße Dich zum Abschied ganz zart
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100025159
Gebunden, 256 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Peter Braun. Anfang der Sechzigerjahre lernten sie sich kennen: Hubert Fichte, der junge und ambitionierte Schriftsteller, der seine Homosexualität zum Programm erhob. Und die Architektur-Fotografin Leonore Mau, die das bürgerliche Familienleben satt hatte. Es entstand eine außergewöhnliche Liebesbeziehung und produktive künstlerische Arbeitsgemeinschaft, die bis zu Fichtes Tod 1986 anhielt. Die rund achtzig erhaltenen Briefe Fichtes an Leonore Mau zeugen von einem schonungslosen Umgang, vom Ringen um Autonomie innerhalb der Beziehung und von dem unbedingten Willen, ihre gemeinsame Kunst durchzusetzen. Sie überraschen aber auch durch Fürsorge und das tiefe Vertrauen, auf dem diese offene und doch innige Partnerschaft beruhte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 08.10.2016

Tilman Krause staunt über die eigensinnige Beziehung zwischen dem homosexuellen Schriftsteller Hubert Fichte und der Fotografin Leonore Mau, die er hier in Fichtes Briefen an Mau nachlesen kann. Dass Fichte selbst überrascht über seine Gefühle zu der verheirateten Frau war, zugleich nicht auf die sexuellen Kontakte zu Männern verzichten wollte und auch Mau dazu anregte ("Ich ficke viel und hoffe von Dir das Gleiche"), liest der Rezensent, und wundert sich doch, dass die Beziehung bis zu Fichtes frühem Tod halten sollte. Darüber hinaus erfährt Krause einiges über die gemeinsame künstlerische Arbeit der beiden und erlebt, wie beruhigend und anregend Mau auf Fichte und sein Werk wirkte. Mit großem Interesse hat er auch die Reiseberichte des Autors gelesen. Allerdings hätte der Kritiker dem reichen Anmerkungsapparat des Herausgebers gern etwas über Leonore Maus Gefühle entnommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.09.2016

Dietmar Dath entdeckt in Hubert Fichtes Briefen an Eleonore Mau Momente, in denen der Text ganz von sich absieht. Für Dath das Höchste, was ein Schreibender erreichen kann. Die Erkenntnis, dass das eigene Bewusstsein nicht frei verfügbar ist, steckt für Dath ebenfalls in diesen Mitteilungen. Die "Sauereien auf Französisch", die Fichte seiner Gefährtin bisweilen schreibt, scheinen ihm hingegen heute wenig knisternd. Philosophische Würde aber prägt die laut Dath nicht als Briefroman zu lesende Korrespondenz allenthalben, meint der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.08.2016

Willi Winkler würden sie ja gern gefallen, Hubert Fichtes Briefe an seine Lebensfreundin Leonore Mau. Doch leider hat Fichte darin kaum je Großartiges zu berichten von seinen Reisen und anderswo, wie der Rezensent erklärt. Es handelt sich eher um Mitteilungen über das Wetter und ähnlich Belangloses, meint er. Für Winkler kein Grund, die 80 "Zettel" aus den Kellern in Marbach und Hamburg zu bergen. Dass der Herausgeber den Band auch noch eher ungelenk anpreist und die Briefe mit noch belangloseren Kommentaren versieht, macht Winkler nachgerade wütend. Lieber Fichtes Romane lesen, rät er.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.08.2016

Cord Riechelmann ist überglücklich, dass Leonore Mau es nicht übers Herz brachte, sich von Hubert Fichtes Briefen zu trennen, obwohl sie sich sonst, wie er schreibt, durchaus an die Verfügung hielt, nach seinem Tod alle privaten Zeugnisse zu vernichten. Riechelmann erlebt in den jetzt aus Maus Nachlass veröffentlichten Briefen nicht nur einen sehr reflektierten Autor, sondern einen unerwartet zärtlichen, gar mitfühlenden Mann, etwa wenn er aus Marokko seine Geliebte mit den Worten bedenkt: "Ich ficke viel und hoffe von Dir das Gleiche." Riechelmann kann zwar nicht sagen, ob dieser Band auch Nicht-Fichte-Aficionados so beglückt wie ihn (Wer kennt schon solche Leute?) Doch zeige der Band einfach jedem, wie sich ein Künstlerpaar die Begeisterung für die Arbeit des anderen erhält - als Gegenprogramm zum "einseitig verbrauchenden Lebenstil", wie ihn laut Riechelmann Klaus Theweleit dargestellt habe.