Hitler, Mein Kampf

Eine kritische Edition
Cover: Hitler, Mein Kampf
Institut für Zeitgeschichte, München 2016
ISBN 9783981405231
Gebunden, 1948 Seiten, 59,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Christian Hartmann, Thomas Vordermyer, Othmar Plöckinger und Roman Töppel. Mehr als zwölf Millionen Mal wurde Adolf Hitlers Propagandaschrift "Mein Kampf" bis 1945 gedruckt und unters Volk gebracht. Seither war jegliche Neuauflage untersagt. Erstmals, 70 Jahre nach dem Tod Hitlers, veröffentlicht das Institut für Zeitgeschichte eine wissenschaftlich kommentierte Gesamtausgabe dieses berüchtigten Buches. "Mein Kampf" ist Hitlers wichtigste politische Schrift. Sie ist gleichermaßen stilisierte Autobiografie, ideologisches Programm, Parteigeschichte, Hetzschrift und Anleitung zur Erringung der Macht, weit über Deutschland hinaus. Nirgendwo sonst hat Hitler das, was er glaubte und wollte, so offen und detailliert erläutert wie hier. "Mein Kampf" ist damit eine der zentralen Quellen des Nationalsozialismus. Die kritische Edition des Instituts für Zeitgeschichte bereitet diese Quelle umfassend auf: Sie ordnet die historischen Fakten ein, erklärt den Entstehungskontext, legt Hitlers gedankliche Vorläufer offen und kontrastiert seine Ideen und Behauptungen mit den Ergebnissen der modernen Forschung. Nicht zuletzt zeigt die Edition auf, wie Hitlers Ideologie nach 1933 die verbrecherische Politik des NS-Regimes prägte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2016

Der Zeithistoriker Peter Longerich kommt in seiner Rezension zu dem Fazit, dass alle achtbare Fußnotenumzingelung die Entmystifizierung des Autors in diesem Fall nur begrenzt leistet. Insofern scheint ihm die vorliegende quellenkritische Edition von Hitlers Text zwar gelungen, doch nicht so sensationell und überraschend wie allenthalben erwartet. Die Leistung des Münchener Instituts für Zeitgeschichte, die für den Rezensenten vor allem in der minuziösen Kommentierung des Textes und in einer lückenlosen Forschungssynthese besteht, schmälert das für Longerich zwar nicht. Dennoch bleibt für ihn die Frage, ob ein insgesamt in so ziemlich jeder Hinsicht höchst fragwürdiger Text durch einen derartigen editorischen Aufwand entschärft wird oder ob nicht umgekehrt ein interpretatorischer Zugang eine schärfere Auseinandersetzung mit dem Text gefördert hätte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2016

Wolfram Pyta kann die historisch-kritische Edition von "Mein Kampf" nur loben. Dass es sich bei Hitlers Schrift eben um kein Schlüsseldokument des Nationalsozialismus oder ein Bekenntnis handelt, sondern schlicht um eine nach Maßgabe politischer Nützlichkeitserwägungen fiktionalisierte Lebensgeschichte, begreift er schnell dank der akribischen Quellenkritik, die das Münchner Institut für Zeitgeschichte hier leistet. Neben den Tugenden nüchterner Philologie bietet ihm die zweibändige Edition vor allem Kontexte aufschließende Hintergrundinformationen, die in Umfang und Qualität Lexikonartikeln nahe kommen, wie Pyta schreibt. So profitiert der Rezensent etwa von aus neuem Archivmaterial gezogenem Wissen über Hitlers politische Heimat. Oft wirkt der Kommentar so als "Gegengift" zum Text, meint er. Gelegentlicher Übereifer, wenn die Autoren Behauptungen Hitlers zu entlarven versuchen, sind für Pyta der Wermutstropfen einer editorischen Großtat.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.01.2016

Klaus Hillenbrand gibt Entwarnung: Dieses Buch ist ein abgestandenes ungenießbares Gebräu, redundant, verlogen, stilistisch verquast und geschwätzig, meint er. Was die Herausgeber Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger und Roman Töppel geleistet haben, nämlich einen der zentralen Quellentexte des Nationalsozialismus einer breiten Öffentlichkeit zu erschließen, verdient laut Rezensent hingegen höchste Anerkennung. Neben der Einordnung in den historischen Kontext gehören dazu laut Hillenbrand praktische, allerdings "knochentrockene" Anmerkungen, die Hitlers Quellen offenlegen und seinen Text dekonstruieren, und ein "kluges" Vorwort. Dass Hitler kaum zu einem eigenen originellen Gedanken fähig war, ist eine der Erkenntnisse, die er aus der Lektüre mitnimmt.