Hans Joachim Schädlich

Narrenleben

Roman
Cover: Narrenleben
Rowohlt Verlag, Reinbek 2015
ISBN 9783498064280
Gebunden, 176 Seiten, 17,95 EUR

Klappentext

Joseph Fröhlich (1694-1757), gelernter Müller aus der Steiermark, wohlbestallter kurfürstlich-königlicher Taschenspieler und Lustiger Rat am Dresdner Hof, Vertrauter Augusts des Starken, fürsorglicher Familienvater: ein menschenfreundlicher und wohltätiger Mann. Doch auch ein Spielball des Kurfürsten. Ganz anders das Leben von Peter Prosch (1744-1804), einem Tiroler aus ärmsten Verhältnissen und von heiter-naivem Naturell, der in Österreich und Süddeutschland von Fürstenhof zu Fürstenhof zieht - ihm ist es nicht vergönnt, eine Stelle zu erlangen. In einem fiktiven Brief an Joseph Fröhlich beklagt er, dass die Fürsten und ihre Günstlinge üble, oft grausame Scherze mit ihm treiben: Man will ihm ein Kind unterschieben, man erklärt ihn zum Taufpaten eines Esels, man heftet ihm einen falschen Bart an und steckt ihn in Brand, man bindet ihn am Sattel eines wilden Pferdes fest - alles zur Belustigung der Herren. Er erduldet es, denn: "Je mehr ich ertrage, desto größer ist mein Ertrag." Hans Joachim Schädlich macht erneut, kunstvoll und verknappt, zwei historische Gestalten und ihre Zeit lebendig.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.07.2015

Rezensent Burkhard Müller macht seinem ganzen Unmut über Hans Joachim Schädlichs neuen Roman "Narrenleben" in einem bitterbösen Verriss Luft. Im Grunde genommen versteht der Kritiker nicht einmal, warum Schädlich das Buch überhaupt geschrieben hat: Die bloße Aneinanderreihung von Fakten hätte Müller auch einem wissenschaftlichen Standardwerk entnehmen können und jedes zeithistorische Dokument erscheint ihm lebendiger als dieser "pedantisch" trockene Text, der mit seinen spannenden Figuren und seinen interessanten Charakteren so viele Möglichkeiten geboten hätte. Lakonisch, blutleer, mangelhaft, schimpft der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2015

Angetan zeigt sich Rezensentin Beatrice von Matt von Hans Joachim Schädlichs neuem Roman "Narrenleben", der sich einmal mehr mit historisch verbürgten Figuren in politischer Abhängigkeit beschäftigt. In diesem Fall also Narren, informiert die Kritikerin, die hier vor allem mit Joseph Fröhlich am Hofe Augusts des Starken lacht und leidet. Wie ein "melancholischer Shakespeare-Narr" erscheint ihr der Protagonist, der die Rezensentin mit Selbstkommentaren, pointierten Dialogen und schillernden Zitaten bestens zu unterhalten weiß. Nicht zuletzt folgt sie aber auch dem Kurfürsten von Sachsen mit einiger Sympathie und registriert durchaus Schädlichs Ansinnen, an die guten Jahre zu erinnern, als Sachsen ein eigener Staat war. Auch wenn sich die Kritikerin erst mit der radikalen "literarischen Minimal-Art" des Autors anfreunden muss, stellt sie nach der Lektüre fest, wie lange insbesondere die meisterlich verkürzten Porträts bei ihr nachhallen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.06.2015

Als Roman möchte Rezensentin Sabine Brandt Hans Joachim Schädlichs neues Buch "Narrenleben" nicht unbedingt bezeichnen, dafür erscheint ihr die Form zu ungewöhnlich. Mit großem Vergnügen hat sie das Werk aber allemal gelesen, was allerdings mehr an Schädlichs heiterer Schreibweise als an der eigentlichen Geschichte liegt: Der in der DDR aufgewachsene Autor erzählt hier in zwei Teilen vom Leben zweier - historisch verbürgter -  Narren, die an verschiedenen Fürstenhöfen dienen und ihre eigene Identität dem Regime zwecks Lebenserhalt unterwerfen, berichtet die Kritikerin. Insbesondere aber erhält Brandt hier interessante Einblicke in das nicht immer besonders edle Treiben an deutschen Fürstenhöfen. Unterhaltsam, lehrreich, lesenswert, schließt die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.05.2015

Hans Joachim Schädlichs neuer Roman "Narrenleben" legt es Judith von Sternburg nahe, dass Till Eulenspiegel uns ein falsches Bild vom Leben eines professionellen Spaßmachers überliefert hat. Die beiden Narren, um die es in Schädlichs Buch geht, unterhielten im achtzehnten Jahrhundert die Herrschaften, meist indem diese ungeniert handgreiflich werden durften, berichtet die Rezensentin. Zum Beispiel spielte man mit ihnen das Fuchsprellen, bei dem das Tier - oder eben der Narr - immer wieder mit einem Tuch in die Höhe geschleudert wurde und man versuchte, es aufzufangen, erklärt von Sternburg. Die Tiere starben meist, die Narren kamen mit Blessuren und ein paar Münzen davon, verrät die Rezensentin. Der historische Stoff ist minimalistisch aufbereitet, so von Sternburg: auf Psychologie wie Nebensätze wird weitestgehend verzichtet.