Gilles Kepel

Terror in Frankreich

Der neue Dschihad in Europa
Cover: Terror in Frankreich
Antje Kunstmann Verlag, München 2016
ISBN 9783956141294
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Mitarbeit von Antoine Jardin. Aus dem Französischen von Werner Damson. Die Terroranschläge im Januar und November 2015 haben Frankreich und Europa schwer erschüttert. Der Soziologe Gilles Kepel sucht in seinem Buch Erklärungen dafür, warum sich gerade in Frankreich eine neue gesellschaftliche Kluft aufgetan hat und die Lage derart eskalieren konnte. Die "Jugend" der postkolonialen Immigration ist dabei das zentrale Thema. In der fortgesetzten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Ausgrenzung großer Teile der muslimischen Bevölkerung Frankreichs sieht Kepel den Nährboden für die Agitation junger Muslime durch radikale Islamisten, die mit Hilfe sozialer Medien eine neue Ideologie des dezentralisierten Dschihad und den vollkommenen Bruch mit dem "ungläubigen" Okzident propagieren. Zur gleichen Zeit verstärken die Wahlsiege des Front National und der Aufstieg der extremen Rechten die Polarisation der Gesellschaft, deren Fundamente heute in noch nie dagewesener Weise von denen bedroht sind, die mit Terror und Angst den Bürgerkrieg in Gang setzen wollen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.11.2016

Einfache Lösungen oder bequeme Schuldzuweisungen liefert Gilles Kepels Analyse nicht, warnt Rezensent Caspar Shaller vor, viel mehr geht es dem Islamexperten um eine differenzierte und detailgenaue Untersuchung des Terrorismus in Frankreich und seiner Wurzeln, denn, davon ist er überzeugt, dieser tauchte keineswegs plötzlich und aus dem Nichts auf, sondern kann, wie es Kepel tut, bis zur Zeit gegen Ende des Algerien-Krieges zurück verfolgt werden. Mit einer beeindruckenden Menge an Fakten und Hinweisen macht Kepel deutlich, dass und wie alles zusammen hängt, lobt Shallar, zu dem Preis freilich, dass er den ein oder anderen Leser durch seine Faktentreue und mitunter Sprödheit vergraulen wird. Den Rezensenten kann das nicht stören. Er ist fasziniert von Kepels Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und klar darzulegen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016

Rezensent Helmut Mayer erklärt, dass die Autoren des Bandes, Gilles Kepel und Antoine Jardin, die französischen Verhältnisse in den Blick nehmen, die aufgrund der französischen Kolonial- und Immigrationsgeschichte nicht ohne weiteres auf andere Länder übertragbar seien. Lesenswert auch für deutsche Leser findet er den im Original kurz nach den Pariser Attentaten erschienenen Band aber allemal, da hier der Weg zu den Attentaten nachgezeichnet wird, vom Dschihadsmus der ersten Generation über die Ausschreitungen in den Banlieues bis zur heute aktiven dritten Generation. Auch wenn Mayer das Buch mit der heißen Nadel gestrickt scheint, können die Autoren Mechanismen und Netzwerke des Dschihadismus analysieren und dies nah an den Ereignissen, was den Band laut Mayer von vergleichbaren Texten unterscheidet. Die Warnung der Autoren vor einem Bürgerkrieg in Europa hält der Rezensent übrigens für grell, aber nach dieser Lektüre nicht für ganz unbegründet.
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