Gianni Celati

Cinema Naturale

Erzählungen
Cover: Cinema Naturale
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2001
ISBN 9783803131584
Gebunden, 240 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Marianne Schneider. Literarische Momentaufnahmen wie Polaroids: Details aus dem Alltag, in anderes, manchmal unheimliches Licht getaucht. Gianni Celati erzählt von seltsamen Berufen, ungewöhnlichen Entscheidungen, fremden Sitten. Da ist von Ländern die Rede, wo Männer den Müttern an die Wäsche gehen, wo Frauen Beziehungskrise mit Telefonsex verwechseln. Celati berichtet von nichts anderem als von "Dingen, die geschehen sind, im unendlichen Weltall".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.2002

Wird die Sprache, "von der lange galt, dass sie den Menschen zum Menschen macht" im Hinblick auf das Kino "zu einem Medium unter anderen"?, fragt Winfried Wehle. Seiner Ansicht nach muss die Sprache verleugnen, "was sie am besten kann", wenn sie versucht, den Film nachzuahmen. Insofern kann die Medienkonkurrenz auch eine Anregung fürs literarische Erzählen in sich bergen, so Wehle. Dieser Herausforderung stelle sich Gianni Celati in seinem Buch. Celati, der Poesie als Schifffahrt "ohne Segel und ohne Steuer" definiert, entwirft Gedankenfilme, in denen die Normalität als Dämon des Stillstands erscheint. Seine Figuren werden "unkenntlich" unter dem "Staub der Wiederholung" und entfremden sich umso mehr von sich selbst, je mehr sie sich in der Normalität üben. Irgendwann erhalten sie einen "Wink", den sie entweder übergehen oder dem sie folgen. Doch in beiden Fällen erleiden sie - Schiffbruch. "Eine Zumutung für den ordentlichen Leser", zwinkert ironisch der Rezensent. Er sieht in Celatis Geschichten den Versuch, "zum Denken über Dinge anzuregen, 'die sich nicht erklären lassen'". In einer Welt außerhalb der Normalität versagt das Übliche, und so leben die einen (die Blinden) "unbewusst entfremdet", die anderen (die Sehenden) "bewusst". Celatis Stil findet Wehle allerdings "angestrengt" auf die "Konfektionsgröße" seiner Darsteller zurückgeschraubt, sieht jedoch als mögliche Erklärung, dass Celatis Zeichenwelt in unserer Nähe gedeiht und nicht nur im Hollywoodglitzer.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.04.2001

Lothar Baier tut sich etwas schwer, uns zu erklären, was es mit der "großartigen Erzählkunst" des Autors auf sich hat. Die "erkennbar sorgfältige Regie", in der sich Celati nach Meinung des Rezensenten auch mit seinen neuen Erzählungen als Virtuose erweist, zeigt sich in diesem Band demnach vor allem im Einsatz eines "erzählenden und gleichzeitig mit dem Erzählen spielenden Chronisten der Erzählungen von Dritten". Dies und auch, was Baier außerdem noch anführt - die Vorliebe des Autors für "Durchschnittsfiguren, die sich durch eigenartige Tricks und kauzige Obsessionen vom Durchschnitt unterscheiden" (was denn nun?) und der "von der Übersetzerin ... ausgezeichnet wiedergegebene Celati-Ton" -, es erklärt genau genommen - gar nichts.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.04.2001

Peter Körte ist fasziniert von der Art und Weise, mit der Literaturprofessor Gianni Celati seine Geschichten erzählt. Vor allem gefällt ihm, wie treffsicher er seine erzählerischen Mittel einsetzt, wie er scheinbar naiv sorgfältige Konstruktionen schafft, über deren Wahrheits- und Ironiegehalt man sich nie richtig sicher sein kann und zwischendurch noch seine "zeitdiagnostische Betrachtungen" unterbringt. Körte findet, dass Celati mit offenen Augen durchs Leben gegangen ist - und dann auch das beste aus diesen Momentaufnahmen gemacht hat. Auf den ersten Blick erscheinen die Geschichten realistisch und einfach konstruiert und doch sind sie "Zauberei, die darauf beruht, dass alles vor unseren Augen passiert und wir doch den entscheidenden Moment immer wieder verpassen".
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