Inge Deutschkron

Emigranto

Vom Überleben in fremden Sprachen
Cover: Emigranto
Transit Buchverlag, Berlin 2001
ISBN 9783887471590
Gebunden, 93 Seiten, 10,23 EUR

Klappentext

Die schon berühmte stolze Antwort eines deutschen Emigranten auf die Frage eines englischen Stromablesers nach dem Stromkasten ("Where?s the meter?") lautete: "I?m the meter!" Irgendwann, beim Aufräumen in ihrer Wohnung in Tel Aviv, fand Inge Deutschkron ein zerfleddertes blaues Heft mit dem Aufdruck "County High School, Redditch". Und darin, mit verschiedenen Stiften und Füllfederhaltern schnell notiert, eine Sammlung englischer Ausdrücke, Sätze oder Dialoge, die alle eines gemeinsam hatten: sie waren "deutsches" Englisch, also falsches, missverständliches, komisch-verdrehtes oder völlig unverständliches Englisch. Die Autorin, angeregt von diesem längst vergessenen Heft, erzählt von der schwierigen Situation besonders älterer Menschen, sich in und mit einer anderen Sprache zurechtzufinden, gerade dann, wenn sie beruflich auf sprachliche Gewandtheit angewiesen waren...

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.07.2001

Wer eine Landessprache nicht beherrscht, hat es schwer - wie klug auch immer er sein mag. Diese Erfahrung haben zuhauf jüdische Emigranten gemacht, die zwangsweise ihre vertraute Sprache und Kultur gegen einen Neuanfang in fremden Ländern eintauschen mussten. Inge Deutschkron, die selbst den Naziterror im Berliner Untergrund überlebte, aber nach Kriegsende über England nach Israel auswanderte, hat diese Erfahrung festgehalten, berichtet Elke Schubert. Ihr Bericht klingt der Rezensentin noch amüsant in den Ohren, wenn auch, betont Schubert, die Verzweiflung der Emigranten, Missverständnisse in der neuen Sprache zu vermeiden und Sprachbarrieren zu überwinden, deutlich zu spüren sei. Der Verlust der Sprache ist der Verlust von allem, das ist Schubert nach der Lektüre mehr als deutlich geworden. Deutschkrons Buch empfiehlt sie auf jeden Fall allen, die den Begriff der deutschen Leitkultur positiv besetzen und anderen unterstellen, es gäbe nichts Schöneres, als das eigene Land aus wirtschaftlichen Gründen zu verlassen, um sich blindlings in eine neue Sprache und Kultur zu stürzen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.06.2001

Als Sammlung "zum Teil köstlicher sprachlicher Fehlleistungen" findet Lothar Baier das Buch recht amüsant. Vor allem aber interessiert den Rezensenten der Gebrauchswert. Für nützlich und empfehlenswert hält er das Buch, weil es mit seinen Ausführungen zu den "Sprachleiden" deutscher Juden und Nazigegner im Exil einem Nachdenken über die Sprachschwierigkeiten heutiger Migranten auf die Sprünge helfen könnte. Und weil es zeigt, dass die Integration Fremder über die Sprache "weit weniger eine Geldfrage als eine Angelegenheit kulturell und gesellschaftlich geprägter Verhaltensweisen im Aufnahmeland ist."
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