Gerhard Henschel

Erfolgsroman

Roman
Cover: Erfolgsroman
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2018
ISBN 9783455003772
Gebunden, 608 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Sie zog Das Kapital aus dem Regal. 'Hab ich auch mal zu lesen versucht. Schön und gut, aber irgendwie hätte ich gedacht, es müssten mehr Indianer drin vorkommen …' Die junge Frau, die sich für Marx interessiert, ist die Anglistikstudentin Kathrin Passig aus Regensburg. Martin Schlosser lernt sie Anfang der neunziger Jahre als Gewinnerin eines von ihm selbst organisierten Preisausschreibens für das Satiremagazin Kowalski kennen. Dort ist er inzwischen als freier Mitarbeiter tätig. Und weil auch der Merkur, die Frankfurter Rundschau und konkret seine Texte drucken, kann er endlich vom Schreiben leben. Von nun an steht er nicht mehr hinter dem Tresen einer friesischen Rumpeldiscothek, sondern geht als Reporter auf Reisen: etwa zu einem Jonglierfestival in Oldenburg, zur Wiedervereinigungsfeier vor dem Berliner Reichstag oder zu einem Atheisten-Kongress in Fulda. Nebenbei kümmert er sich um seine Großmutter in Jever, besucht hin und wieder seinen Vater in Meppen oder tummelt sich auf Tantra-Workshops. Dann zieht es ihn wieder nach Berlin. Alles wendet sich jetzt, wie es scheint, zum immer Besseren: Verleger bieten ihm Buchverträge an, es gibt Einladungen zu Lesungen, die Nächte werden länger, und das Leben ist schön.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.11.2018

Mit "Erfolgsroman" liegt nun schon der achte Band von Gerhard Henschels vor vierzehn Jahren begonnener Lebenschronik über sein Alter Ego Martin Schlosser vor - und Rezensent Jörg Magenau ist noch immer nicht müde. Denn auch wenn Henschel es in jedem der acht Bände auf fünf- bis sechshundert Seiten bringt und wirklich jede noch so unbedeutende Kleinigkeit aus dem alltäglichen Leben in kurzen Passagen aneinanderreiht, hat der Kritiker viel Freude an dem Buch. Er taucht mit Henschel ab in die alte Bundesrepublik, liest dessen Briefe an Freunde und Redaktionen, etwa an das Satireblatt Kowalski, den Merkur oder die Zeitschrift Alltag, lauscht weltpolitischen Untertönen, die den Roman grundieren und folgt den Affären und Liebesenttäuschungen des Autors, zu denen auch die amüsante, aber nicht unkomplizierte Beziehung mit Kathrin Passig gehört. Gelegentliche Längen, rigide Geschmacksurteile und der Hang zur Nabelschau machen dem Rezensenten nichts aus: Beiläufige Erkenntnisse, wunderbare Unverschämtheiten und Henschels Talent, "sprachsensibel und sprachkritisch" zu schreiben, lassen den Kritiker eine klare Leseempfehlung aussprechen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.09.2018

Harry Nutt bewundert den Optimismus in dieser gelebten Alltagsgeschichte von Gerhard Henschel. Den neuen Roman aus der Martin-Schlosser-Reihe liest Nutt wieder als schonungslose Chronik der alten Bundesrepublik, auch wenn Schlosser eher privatistisch unterwegs ist, eitel als Merkur-Autor, lustvoll Gutmenschen-Gehabe von Schorlemmer und Co. sezierend, wie Nutt festhält. Dass Erfolg hier eher kleingeschrieben wird, ist eh klar, meint er. Statt von Ruhm handelt das Buch laut Nutt von dauernder Klammheit, Eigensinn, Arglosigkeit und der erstaunlichen Bedächtigkeit des Zeitschriften-Journalismus der frühen Neunziger. Und wenn der Held am Ende in Berlin landet, bekommt Nutt auch noch ein Sittenbild der dortigen Bohème. Macht süchtig, warnt er.
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