Gerhard Fritsch

Man darf nicht leben, wie man will

Tagebücher
Cover: Man darf nicht leben, wie man will
Residenz Verlag, Salzburg 2019
ISBN 9783701717057
Gebunden, 264 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Klaus Kastberger. Wer war Gerhard Fritsch? Einer der bedeutendsten österreichischen Autoren der Nachkriegszeit, in einem Atemzug zu nennen mit Hans Lebert oder Thomas Bernhard? Ein reger Literaturfunktionär, der als Rezensent, Herausgeber, Lektor und Mitglied zahlreicher Jurys den Betrieb seiner Zeit maßgeblich beeinflusste? Ein Getriebener, der dreimal verheiratet und Vater von vier Kindern war und sich schließlich in Frauenkleidern erhängte? Der früh verstorbene Autor von "Moos auf den Steinen" und "Fasching" war all das und noch mehr: Seine Tagebücher gewähren uns erstmals Einblick in Schaffenskrisen, Höhenflüge und private Travestieträume. Vor allem aber zeigen sie uns Gerhard Fritsch als unermüdlich Schreibenden und ermöglichen eine völlig neue Lektüre seines Werks.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2019

Willi Winkler erzählt in seiner Kritik das tragische Leben des vergessenen österreichischen Autors Gerhard Fritsch, den es jetzt wiederzuentdecken gelte - dank Robert Menasse, der sich bei Suhrkamp für eine Neuausgabe von Fritschs Roman "Fasching" einsetzte. Nun liegen auch dessen Tagebücher aus den Jahren 1956 bis 1964 vor, offenbar nicht für die Öffentlichkeit gedacht, da sie, so Winkler, gänzlich unbearbeitet, aber doch lesenswert sind: Der Rezensent folgt hier einem von Selbstzweifeln geplagten Menschen, der allerhand Funktionärsposten und Jobs zum Lebensunterhalt annimmt, um dann über die fehlende Zeit zum Schreiben und sein Scheitern zu klagen, liest aber auch viel Klatsch aus dem österreichischen Literaturbetrieb. Und wenn Fritsch in seinen Tagebüchern bekennt, wie er heimlich die Kleider seiner Frau in deren Abwesenheit trägt, kommt Winkler der Kritiker Peter Hamm in den Sinn, der die "rücksichtslose Selbstentblößung" des Autors zum Kriterium für Literatur erhob.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.05.2019

Rezensent Paul Jandl empfiehlt das Wiederlesen von Gerhard Fritschs literarischem Werk mit Kenntnis der nun vorliegenden Tagebücher aus den Jahren 1956 bis 1964. Laut Jandl ist die ästhetische Entwicklung des wenig bekannten Autors zwischen seinen beiden Romanen und darüber hinaus auf die Art gut nachzuvollziehen. Die Tagebücher lassen Jandl auch teilnehmen am Alltag eines Schriftstellers, an Weltpolitik, vor allem aber an Fritschs Interesse an der Travestie, am Durcheinander von Echtem und Vorgetäuschtem und ganz konkret: an Damenunterröcken. Sichtbar wird laut Rezensent ein seelisch Zerrissener, ein früher Crossdresser am Schreibtisch, in grellem, scharfem Licht.
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