Gaspard Koenig

Das Ende des Individuums

Reise eines Philosophen in die Welt der künstlichen Intelligenz
Cover: Das Ende des Individuums
Galiani Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783869712338
Gebunden, 400 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Tobias Roth. Die philosophische Antwort auf die Herausforderung der Künstlichen Intelligenz. Um herauszufinden, wie es um die Zukunft im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz steht, begibt sich Gaspard Koenig auf eine Weltreise. In mehr als 120 Gesprächen mit Wissenschaftlern, Politikern, Unternehmern, Investoren, Aktivisten und einem Zauberer lotet er die künstliche und die menschliche Intelligenz aus. Er erforscht, was den freien Willen und die Werte der Aufklärung bedroht, und skizziert eine Politik, die dem Ende des Individuums begegnen kann.
Wer nutzt heute noch einen Stadtplan, anstatt Google Maps? Dabei denken wir nicht daran, dass die KI hinter der App uns zum Wohle aller nicht immer auf den schnellsten Weg führt. KI kann süchtig machen und uns manipulieren. Ausgehend von unseren Daten analysiert sie unser Verhalten, personalisiert Empfehlungen, lenkt unsere Aufmerksamkeit. Klingt gruselig, ist aber längst Teil unseres Alltags. Wir lassen uns unsere Entscheidungen von Technologien abnehmen. Warum auch nicht, wenn sie für uns perfekte Partner oder passende Jobs findet, wenn sie uns besser kennt, als wir uns selbst? KI vereinfacht unser Leben, aber sie stellt uns auch vor grundlegende Fragen: Wird ein Computer meine Arbeit übernehmen? Wer haftet für die Entscheidungen der Maschine? Wieso klicke ich so oft auf "Akzeptieren"?
Auf der Suche nach Antworten geht es Koenig um den Menschen, nicht um die Maschinen. Er will herausfinden, wie KI unsere Gesellschaft formt und wie wir sie formen müssen, um dem Ende des freien Willens und damit dem Ende des Individuums entgegentreten zu können.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.10.2021

Angeregt, aber nicht unkritisch resümiert Rezensent Eike Gebhardt die Lektüre der Interviews und Ausführungen Gaspard Koenigs zum Thema Künstliche Intelligenz. Da es über hundert Interviews sind, die der französische Philosoph und Publizist auf seinen Weltreisen zum Thema führte, sind die Ergebnisse widersprüchlich. Die sozialen Medien könnten einerseits als "Form der freiwilligen Knechtschaft" gesehen werden, so Koenig selbst, andererseits aber auch als ein Vehikel der Selbsteinsicht mit befriedender Wirkung, so die zuckersüße Vision Yuval Hariris, die in dem Buch zitiert wird. Gebhardt liest das wie gesagt mit Interesse, bemängelt aber auch, dass Koenig dem eigentlichen Problem - wie erhalten wir eine demokratische Öffentlichkeit? - in dem Buch eher ausweiche, trotz all des Materials, das er dazu präsentiert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.10.2021

Rezensent Alexander Armbruster reist mit dem Philosophen Gaspard König um die Welt und in die Labore der KI. Mit den neugierigen wie auch furchtsamen Augen des Autors blickt er auf die Entwicklungen. Was Techniker, Unternehmer und Geisteswissenschaftler zum Thema KI zu sagen haben, wie sie an Automaten tüfteln und was sie über KI und Körper denken, vermittelt der Autor laut Armbruster direkt, ohne Filter seiner eigenen Emotionen. Die Frage nach der menschlichen Freiheit beantwortet der Autor auf eine den Rezensenten überraschende Weise: Brauchen wir sie eigentlich wirklich?
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.09.2021

Rezensent Nils Minkmar preist "Das Ende des Individuums" als inspirierenden und oft überraschenden Blick auf das zu sehr von Euphorie oder Untergangsszenarien umstellte Thema der Künstlichen Intelligenz. Koenig ist zwar Philosoph, so Minkmar, aber einer in der Tradition Montaignes. Er schwadroniert nicht einfach los, sondern legt sein Buch als Reise an und trifft Protagonisten der KI, Protagnisten der Kritik, aber auch überraschende Akteure wie etwa einen Sprecher des amerikanischen Truckerverbands - denn sind nicht Fernfahrer gefährdet durch kommende Automatisierung des Fahrens? Tja, nicht so, wie man denkt, erfährt der Rezensent aus diesen Gesprächen, denn im Moment gibt es eher einen Mangel an Truckern. Und die KI wird die brenzlige Situationen im städtischen Straßenverkehr vorerst ohnehin nicht alleine lösen. Das ist einer der wichtigsten Punkte für Minkmar: Er lernt, dass KI eine Intelligenz ohne Körper ist, also ohne sinnliche Erfahrung - diese ist es aber, die nicht nur nach der Devise der Aufklärung den Menschen auf Ideen bringt. Und noch wichtiger sind die berühmten Fehler, aus denen man lernt. Koenig wirft einen nicht pessimistischen Blick auf das Thema, auch darum kann der Rezensent das Buch nur empfehlen.
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