Gabriela Adamesteanu

Das Provisorium der Liebe

Roman
Cover: Das Provisorium der Liebe
Aufbau Verlag, Berlin 2021
ISBN 9783351038243
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen von Eva Ruth Wemme. Letitia und Sorin arbeiten in einem Kulturinstitut im Rumänien der siebziger Jahre. Sie lieben sich - heimlich. Im Schatten einer Lenin-Statue oder in der schmuddeligen Wohnung eines Freundes. Sorin sucht die wahre Liebe und Letitia eine Flucht aus ihrem traurigen Eheleben. Beide sind sie gefangen in den Strukturen ihrer Familien und den Einschränkungen des kommunistischen Systems, kurz vor der Machtübernahme Ceauşescus. Eine Zwischenzeit, die von Freiheit, Sex, Konsum und Momentglück geprägt ist. Gabriela Adameşteanu verwebt die Geschichten mehrerer Generationen und lässt so diese Zeit des Übergangs lebendig werden. Ein Provisorium, das nach Glück und Sehnsucht schmeckt und nach ebenso viel Vergänglichkeit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.08.2021

Rezensent Christoph Schröder lernt in Gabriela Adamesteanus Roman von 2010 den langen Atem der Ceausescu-Zeit kennen und wie das Politische das Private unterwandert. Die in den 1960er und 1970er Jahren spielende heimliche Liebsgeschichte von Letitia und Sorin inszeniert die Autorin laut Schröder aber nicht nur als finstere Vision, sondern lädt sie surreal auf. So erscheinen Schröder die aufgefächerten Familiengeschichten zwar als "heilloses Geflecht aus Opportunismus und Verrat", die Behörde, in der die beiden Liebenden arbeiten, wirkt auf ihn aber wie aus einem Text von Kafka. Wie die Autorin am Ende die Erzählfäden zusammenführt, findet Schröder sehr gekonnt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.07.2021

Für Rezensent Andreas Platthaus ist die rumänische Romanautorin Gabriela Adamesteanu auch mit ihren 80 Jahren noch eine Entdeckung. Adamestaeanus autobiografischer Roman von 2017 schließt laut Platthaus mit seiner Hauptfigur Letitia Branea an frühere Romane der Autorin an, ohne dass deren Kenntnis für den Leser zwingend notwendig wäre. Neben der Liebesgeschichte bietet das Buch Platthaus wiederum eine Erkundung des Lebens im Totalitarismus. Dass die Protagonistin nicht sympathisch rüberkommt, kann der Rezensent verkraften. Dafür vermittelt sie eine Melancholie, die an Proust erinnert, erklärt er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.06.2021

Rezensent Jörg Plath analysiert, wie Gabriela Adameşteanu in ihrem Roman die von Verdacht und Lüge geprägte Geschichte Rumäniens auffaltet. Anhand eines heimlichen Liebespaares, beide wie die Autorin im Zweiten Weltkrieg geboren und somit Teil der "glücklichen Generation", schildert Adameşteanu die "gnadenlose Welt der Lüge" und Korruption der Nachkriegszeit, in denen die Vergangenheit unausgesprochen blieb oder willentlich vertuscht wurde. Auch das Verhältnis der Liebenden sei vom Verdacht bestimmt - er fürchtet ihre schriftstellerischen Versuche aus Sicherheitsgründen, sie seine Untreue -, und die starke Körperlichkeit im Roman, in der sich die Leiber beim Liebesakt "verformen und verfärben", sieht Plath als die Kehrseite des Geheimnisses: "sichtbar, greifbar und politisch".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.04.2021

Rezensent Norbert Mappes-Niediek empfiehlt eine gewisse Kenntnis rumänischer Verhältnisse für die Lektüre von Gabriela Adamesteanus Roman. Das Buch bietet laut Rezensent nämlich nicht nur eine "schöne" Liebesgeschichte, sondern auch ein recht genaues "Soziopsychogramm" des rumänischen Sozialismus und des Totalitarismus unter Ceausescu. Machtgeflechte, Hierarchien, Securitate, politische Logik bestimmen laut Rezensent den Alltag und die Liebe der Protagonisten. Dass die Autorin Zeitgeschichtliches einfließen lässt, ohne die Geschichte einer intimen Beziehung damit zu belasten, findet er bemerkenswert.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.04.2021

Rezensent Tobias Lehmkuhl freut sich über die "vorbildliche" Übertragung des neuen Romans von Gabriela Adamesteanu durch Ruth Wemme. Der Roman, für Lehmkuhl Liebesroman und Gesellschaftspanorama aus dem Bukarest der siebziger Jahre, erzählt die Geschichte einer Dreiecksbeziehung und der Allmacht der Ceausescu-Diktatur und schließt damit laut Rezensent an Adamesteanus Debütroman an. Doch auch ohne Kenntnis der Vorgeschichte werden dem Leser laut Lehmkuhl Handlung und Atmosphäre des Lebens unter dem totalitären Regime schnell vertraut, weil die Autorin beides unmittelbar aus den Figuren heraus entwickelt, wie er erklärt. Sinnlich, lebendig und psychologisch überzeugt ihn der Text auf ganzer Linie.