Friedrich Christian Delius

Als die Bücher noch geholfen haben

Biografische Skizzen
Cover: Als die Bücher noch geholfen haben
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783871347351
Gebunden, 304 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Welches war der verrückteste Moment in der Literaturgeschichte seit 1945? Warum verliebte sich ein junger deutscher Autor in Susan Sontag? Wie veränderten die Schüsse der sechziger Jahre die Sprache? Wie spielte Rudi Dutschke Fußball? Was war so attraktiv am Kollektiv? Warum klagte ein Konzern wie Siemens gegen eine Satire? Wie wurde Literatur durch die Berliner Mauer geschmuggelt?
Seit fast fünf Jahrzehnten ist Friedrich Christian Delius Akteur und Beobachter des deutschen Geisteslebens. Schon mit einundzwanzig las er vor der Gruppe 47, wurde wenige Jahre später Lektor bei Wagenbach, dann bei Rotbuch. Er erlebte Sternstunden und Tiefpunkte der Linken sowie ihre Zerrissenheit angesichts des beginnenden RAF-Terrors. Mit seinen Romanen wurde er zum poetischen Chronisten deutscher Zustände - wobei er die Kunst stets gegen die Politik verteidigte. In seinem Erinnerungsband liefert Delius bestechende Deutungen der tiefen politischen Spaltungen von den Sechzigern bis zur Wendezeit, zeichnet Porträts von Weggefährten und Autoren wie Wolf Biermann, Heiner Müller oder Günter Kunert, Nicolas Born, Thomas Brasch oder Herta Müller und spricht über das Glück der Literatur. Ein ebenso persönliches wie eindrucksvolles Zeugnis einer Epoche.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.06.2012

Gern hat Rezensentin Beatrice von Matt die nun unter dem Titel "Als die Bücher noch geholfen haben" erschienenen "Biografischen Skizzen" von F. C. Delius gelesen. Mit "chronikalischer Nüchternheit" erzähle Delius hier von den turbulenten Zeiten der 68er Jahre und korrigiere die auch heute noch von den gealterten Akteuren vertretene Idee, sie hätten nach einem festgeschriebenen Programm gehandelt. Darüber hinaus berichte der Autor, der auch als Lektor bei Wagenbach und später bei Rotbuch tätig war, wie er Manuskripte etwa von Günter Kunert oder Heiner Müller in den Westen schmuggelte. Trotz seiner klaren Erzählweise erzähle Delius mit "poetischer Leidenschaft", lobt die begeisterte Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2012

Rezensent Helmut Böttiger begrüßt Friedrich Christian Delius' "Biografische Skizzen" und würdigt den Autor als einen "herausragenden Zeitzeugen". Die Teilnahme des gerade 21-jährigen Delius 1964 an einer Tagung der Gruppe 47, die Aufbruchszeit der 1960er Jahre, die Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg, das Politexperiment Westberlin, linke Auseinandersetzungen - dies alles schildert Delius in den Augen des Rezensenten unaufdringlich und zurückhaltend im Ton. Interessant findet er die Darstellung der Umstände der Prozesse um zwei gesellschaftskritische Dokumentationstexte des Autors. Dabei hebt er hervor, dass es Delius immer um die "Möglichkeiten von Literatur" gegangen sei. Auch weniger Bekanntes kommt in dem Werk zu Böttigers Freude zur Sprache, etwa Delius' Tätigkeiten als Lektor, sein Einsatz für die Entdeckung Heiner Müllers im Westen und sein Verhältnis zum Verleger Klaus Wagenbach.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.03.2012

Dass F.C. Delius' neues Buch mit dem Untertitel "Biografische Skizzen" versehen ist, findet Rezensent Ulrich Greiner durchaus berechtigt, denn im eigentlichen Sinne hat er hier keine Autobiografie gelesen. Der Kritiker erfährt hier bedauerlicherweise kaum Persönliches, dafür umso mehr über die literarischen und politischen Ereignisse aus dem Schriftstellerleben des Alt-68ers. Interessiert liest der Rezensent etwa eine präzise Chronik der Verlage Wagenbach und Rotbuch und lobt insbesondere die Porträts der Kritiker der Gruppe 47. Dass Delius schließlich auch seine Dankrede auf den Büchnerpreis abdruckt, lässt den Kritiker dann allerdings zweifelnd zurück. Ein paar autobiografische Einblicke mehr hätte er sich doch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012

Das wär mal eine Sensation, meint Friedmar Apel: deutscher Pfarrerssohn mit New Yorker Starintellektuellen in der Kiste erwischt! Doch wiegelt der Rezensent schnell ab: Wenn der langjährige Lektor F. C. Delius Susan Sontag in seinen Memoiren für einen Moment lang anschmachtet, so liegt dem natürlich keine Pikanterie, sondern eine keusche und nicht einmal persönliche Begegnung im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung zugrunde. Anderes wäre wohl auch schwer vorstellbar, entnimmt man Apels Rezension dieser Autobiografie eines "Arbeiters im Weinberg der Literatur", in dessen Gemüt noch viel vom Protestantismus geblieben scheint und der noch bei Schilderungen von Beispielen aus der "Irrsinnsgeschichte der Bundesrepublik" - darunter zwei aufsehenerregende Prozesse großer Unternehmen gegen den Autor - "ernst und umständlich" bleibt. Den einen oder anderen Paukenschlag hätte sich Apel beim Lesen zwar schon gewünscht, schlussendlich ringt ihm diese an buchhalterische Methoden grenzende Geste in "marktschreierischen Zeiten" doch ein gewisses Maß an Achtung ab.
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