Eva Weissweiler

Das Echo deiner Frage

Dora und Walter Benjamin - Biografie einer Beziehung
Cover: Das Echo deiner Frage
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2020
ISBN 9783455006438
Gebunden, 368 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Sie schrieb genauso fundiert über Giftgas wie über die Diskriminierung der Frauen oder Musik im Stummfilm. Und das zu einer Zeit, in der der Holocaust nicht mehr als eine Ahnung war und Männer alle Bereiches des gesellschaftlichen Lebens zu dominieren schienen. Dora Benjamin war einmalig, auch wenn ihr Genie stets von dem ihres Ehemanns Walter Benjamin verdeckt blieb. Trotz ihrer ungewöhnlichen Selbstständigkeit war sie ihm verfallen und verzieh ihm seine zahllosen Affären. Das Echo deiner Frage thematisiert erstmals ausführlich die dramatische Beziehung des Paares zueinander, zweier Menschen, die aufgrund ihrer Unangepasstheit und ihrer jüdischen Abstammung stets heimatlos blieben, damit jedoch höchst unterschiedlich umgingen. Eine spannende Paarbiografie, in deren Mittelpunkt eine Frau steht, deren von Selbstverwirklichung, aufopfernder Liebe, Flucht und Verfolgung geprägtes Leben auch heute noch brandaktuell ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.03.2020

Rezensent Wolfgang Matz fragt sich nach dem Sinn biografischer Forschung im Allgemeinen und dem von Eva Weissweilers Biografie über Dora Benjamin im Besonderen. Für Matz liegt die Sache so: Mit ihrem Versuch, Dora Benjamin aus dem Schatten Walter Benjamins zu ziehen, erweist die Autorin der Frau einen Bärendienst. Einmal, da sie "dem emanzipatorischen Programm zum Trotz" ihre Protagonistin konsequent mit dem Vornamen anspricht, während sie Walter seinen Nachnahmen gönnt, dann, weil sie das Interesse an ihrer Heldin verliert, sobald Walter aus dem Blick gerät, und schließlich, weil Dora Benjamnins literarische und journalistische Arbeit laut Rezensent so außergewöhnlich nicht ist, wie Weissweiler glauben machen will. Dass die Autorin zudem einen gewöhnungsbedürftigen "romanhaften" Stil mit schiefen Metaphern und allerhand Gemeinplätzen pflegt, macht die Lektüre für Matz endgültig zur überflüssigen Angelegenheit.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2020

Sehr freundlich rezensiert Elisabeth von Thadden dieses Buch, das sich mit einer Beziehung beschäftigt. Sie merkt aber auch schnell an, dass im Mittelpunkt hier eindeutig Dora Benjamin steht. Dabei nötigt ihr Respekt ab, wie unaufwendig sich die Autorin von der Rezeptionsgeschichte Benjamins entfernt und wie unabhängig von ihm sie ihre Recherchefunde über das Leben einer "Intellektuellen der Weimarer Republik" ausgebreitet hat. Dabei staunt die Kritikerin über das noch während der Ehe unabhängig voneinander gelebte Liebesleben des Paares und betont die ihr hier aufgezeigte publizistische Vielseitigkeit von Dora Benjamin. Einer Frau, die sich im Exil immerhin auch zur "Gastwirtin und Köchin" mausern konnte, während ihr Mann der verwöhnte Bürgersohn blieb. Die Kritikerin vermisst am Ende jedoch eine deutlichere Beschreibung der Beziehung selbst, die diese beiden Protagonisten miteinander führten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 12.02.2020

Auch wenn Rezensentin Vera Linß in Eva Weissweilers Buch keine Biografie einer Beziehung erkennen kann - dafür wird Walter Benjamin zu eindimensional gefasst, findet sie -, beglückt sie die Lektüre, und zwar als Biografie einer starken Frau. Wie die Autorin die Lebensgeschichte der Dora Kellner und späteren Dora Benjamin erzählt, ausführlich ihren emanzipierten Lebensweg beschreibend, die schwierigen Zeitumstände berücksichtigend, lebendig den Alltag schildernd, findet Linß lesenswert. Überzeugend scheinen ihr die Detailkenntnis der Autorin und ihre Recherchearbeit mit Briefen, Biografien, Zeitungsartikeln, die das literarische und journalistische Talent Doras vor Augen führen. Das Auf und Ab der Beziehung zwischen Kellner und Benjamin vermittelt der Band laut Linß schließlich nicht weniger plastisch.