Eugen Sorg

Die Lust am Bösen

Warum Gewalt nicht heilbar ist
Cover: Die Lust am Bösen
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2011
ISBN 9783312004744
Kartoniert, 154 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Was ist das für eine Gesellschaft, in der Menschen ihre Nachbarn bestialisch foltern und töten? Schüler, die Passanten auf U-Bahnsteigen zu Tode treten? Pflegerinnen, die wehrlose Alte umbringen? Öffentlichkeit und Experten stehen ratlos vor der Frage, warum ganz normale Menschen zu mitleidlosen Tätern werden. Als Reporter reiste Eugen Sorg von der Schweiz aus in Bürgerkriegs- und Krisenregionen. Überall sah er Gewalt und erlebte, wie leicht und bereitwillig Scham und Gewissen außer Kraft gesetzt werden können. Aus seinen sehr konkreten und erschreckenden Erfahrungen zieht Sorg den Schluss: Es gibt die Lust am Bösen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2011

Rezensent Burkhard Müller hat sich mit drei Büchern an die Ergründung des Bösen gemacht, sieht sich aber zu seiner Enttäuschung nicht wirklich weitergebracht. Eugen Sorg kommt mit seinen Überlegungen zum Bösen über ein tautologisches 'Das Böse ist böse' eigentlich nicht hinaus, findet der Rezensent. So sehr er auch die Meinung des Autors teilt, dass sich wirklich böse Taten, wie die massenhaft verübten Verbrechen während der Balkankriege beispielsweise, nicht einfach historisch wegerklären lassen, so unbefriedigend findet er Sorgs wenig erhellende Beispiele weiterer Untaten der jüngeren Geschichte. Hier spürt er geradezu die Hilflosigkeit des Verfassers gegenüber der Bodenlosigkeit des Bösen. Wenn sich Sorg dann schließlich in wüstem Geschimpfe gegenüber Bösewichtern wie den iranischen Präsidenten ergeht, enthält das für Müller keinerlei "Erkenntniswert" mehr.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.05.2011

Uwe Justus Wenzel hat zwei Bücher über das Böse gelesen, die ihm allerdings nicht alle Fragen beantworten. In Eugen Sorgs Essay "Die Lust am Bösen" fällt dem Rezensenten vor allem der "Furor" auf, mit dem sich der Autor dem Bösen nähert. Er gewinnt den Eindruck, dass dieser dem Schweizer Autor, der als Reporter häufig aus Krisengebieten berichtet, mitunter den Blick verstellt. Sorg wettert gegen eine "Wahrnehmungsverweigerung" des Bösen in der Gesellschaft, die der Rezensent angesichts der üblichen großen Medienaufmerksamkeit bei schrecklichen Taten nicht nachvollziehen kann. Außerdem kann er das Gefühl nicht abschütteln, dass der Autor das Böse gar nicht wirklich durchdringen will, sondern als Ausweis der "Willensmacht" des Menschen und als "eigenständige Realität" hinstellen will. Diesen Standpunkt allerdings sieht Wenzel dann philosophisch und theologisch keineswegs zufriedenstellend ausgeleuchtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 01.04.2011

Passabel scheint Rezensent Oliver Pfohlmann dieses Buch von Eugen Sorg über die "Lust am Bösen". Er liest es gleichsam als Gegenstück zu Terry Eagletons Buch über das Böse: während für diesen das Böse eher selten vorkommt, ist es für Sorg allgegenwärtig. Pfohlmann kann den Pessimismus des Autors, der als Reporter in vielen Kriegsgebieten der Welt unterwegs war, durchaus nachvollziehen. Sorgs Einspruch gegen Versuche, das Böse mit traumatischer Kindheit oder sozioökonomischen Umständen zu erklären, sowie seine polemische Kritik am Glauben, Sozialarbeit, Diplomatie und Entwicklungshilfe könnten etwas ausrichten, erinnern ihn allerdings doch sehr an "Boulevardparolen". Geradezu ärgerlich findet er Sorgs Gleichsetzung des Islam mit einer "Kriegsreligion". Nichtsdestoweniger scheint ihm Sorgs Begriff des Bösen überzeugender als der Eageltons, für den das Böse nur die Ausnahme ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2011

Eugen Sorg war Kriegsreporter und Delegierter des "Internationalen Komitees vom Roten Kreuz". Er hat sich auf seinen Streifzügen durch die Kriegs- und Katastrophengeschichte offenkundig ein sehr brutales Welt- und Menschenbild eingefangen. Es gibt Böses ohne Grund, und zwar reichlich - so lässt es sich offenbar resümieren. Logische Konsequenz: Das Böse gilt es, wo man es antrifft, nicht zu therapieren oder zu erklären, sondern strikt zu bekämpfen. Bis zu einem gewissen Punkt findet der Rezensent Timo Frasch diese Auffassung erhellend. Ganz falsch sei es immerhin nicht, die Augen vor den Missständen der Welt nicht zu schließen. Abgesehen davon vermisst Frasch freilich Entscheidendes: eine Definition des Bösen ebenso wie innere Widerspruchsfreiheit in Sorgs Argumentation. Besonders übel werde es für Frasch dann im letzten Drittel, in dem Sorg sein Pamphlet mit reichlich militanter Islamkritik aufmische. Das gebe dem Buch dann doch so ziemlich den Rest.
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