Egon Erwin Kisch

Das Lied von Jaburek

Prager Reportagen
Cover: Das Lied von Jaburek
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783803113115
Gebunden, 144 Seiten, 15,90 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Bevor er zum Chronisten der Weimarer Republik wurde, schrieb Egon Erwin Kisch mehrere Jahre lang für die Zeitung Bohemia - und kaum jemand kannte die Prager Gassen und Nächte so gut wie er. Mit dem Blick des Eingeweihten, der dem Neuling etwas erzählt, beschreibt er Szenen aus Spelunken rund um den Hradschin, in denen sich häufige Gäste der Polizei tummeln und die k. u. k- Soldaten kurz vor dem Ersten Weltkrieg ein Spottlied auf die Disziplin des Kanoniers Jaburek anstimmen. Den Jahrhundertspion Oberst Redl beobachtet Kisch bei der angeblichen Zahnbehandlung, und er erklärt, unter welchem Namen sich Lenin in Prag versteckte.
Doch zur Nachtseite der Stadt und seiner Bewohner gehören auch Reportagen über das Asyl für Obdachlose, historische und neue Kriminalfälle sowie die Razzien, denen selbst Kisch nicht entgeht - hier zeigt sich der politisch engagierte Journalist. Die traurig- schönsten Streifzüge aber widmet Kisch denjenigen, die an den Rändern seiner Heimatstadt allzu leicht aus dem Blick geraten und sich jeden Tag aufs Neue mit Chuzpe und guten Verbindungen über Wasser halten - und sei's nur, indem sie sich mit kleinen Tricks den Brückenkreuzer sparen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.11.2015

Ganz und gar köstlich findet Rezensent Oliver Pfohlmann die hier versammelten Reportagen aus Kischs Prager Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die sich zudem glänzend zu den Berliner Reportagen zwischen den Kriegen gesellen, meint er. Beobachten lässt sich in diesen frühen Arbeiten, wie Kisch zum Star der Presse wurde, erklärt Pfohlmann. Nebenbei, so der Kritiker weiter, machen die 18 Texte - darunter einige "Preziosen" - noch die "feinen Risse" der Vorkriegszeit kenntlich und lassen bereits zwei zentrale Stränge im Schaffen des "rasenden Reporters" erkennen: Die urbane Halbwelt und das soziale Engagement. Tja, das waren noch Reporterzeiten. Der Rezensent blickt trübe auf Twitter.