Christian Fuchs, John Goetz

Die Zelle

Rechter Terror in Deutschland
Cover: Die Zelle
Rowohlt Verlag, Reinbek 2012
ISBN 9783498020057
Gebunden, 272 Seiten, 14,95 EUR

Klappentext

Das Buch erzählt die Geschichte der Zwickauer Terrorzelle, die sich "Nationalsozialistischer Untergrund" nannte. Es rückt nah heran an die Biografien von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Die Autoren beschreiben, wie aus drei ostdeutschen Mittelschichtskindern rechtsextreme Terroristen werden konnten, die über ein Jahrzehnt lang mordeten und im Untergrund lebten - ohne gefasst zu werden. In einer detailreichen Reportage schildern sie in beklemmenden Nahaufnahmen, wie die drei Extremisten ihre Taten verübten, wer ihnen half und wie sie ihren Alltag organisierten. Parallel zur Geschichte der Zwickauer Terrorzelle beschreibt das Buch das gesellschaftliche Klima in Deutschland nach der Wende, in dem sich das Trio radikalisierte. Es zeigt auf, welche Umstände dazu führten, dass über ein halbes Jahrhundert nach Ende des Zweiten Weltkriegs wieder solch brutaler Terror von rechts gedeihen konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.06.2012

Erst sieben Monate ist es her, dass die Existenz der rechtsextremen Terrorzelle NSU bekannt wurde - da kann das soeben erschienene Buch "Die Zelle" nichts anderes als ein "Schnellschuss" sein, meint Rezensent Andreas Förster. Zumal entscheidende Details noch immer unbekannt oder umstritten seien. Dennoch hätten sich die Autoren John Goetz und Christian Fuchs mehr Mühe geben können, ein belastbares, differenziertes Bild zu entwerfen, meint der verärgerte Rezensent. Aus "Bequemlichkeit", so Försters Vorwurf, verträten sie die These von einer isolierten Gruppe, ließen Verfehlungen und Ungereimtheiten in der Arbeit von Verfassungsschutz und Bundesbehörden unerwähnt, hinterfragten zweifelhafte Erklärungen der Ermittler nicht und ignorierten die Unschuldsvermutung. Da wundert sich der Rezensent, wie ausgerechnet Hans Leyendecker, der "Hohepriester" des investigativen Journalismus in Deutschland, ein Vorwort beisteuern konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.06.2012

Keinen Schnellschuss sieht Peter Carstens in diesem ersten Buch über die Hintergründe der Zwickauer Zelle. Obgleich von den Journalisten Christian Fuchs und John Goetz flott geschrieben, liefert der Band Carstens ein insgesamt gutes Bild vom Zwischenstand der Ermittlungen. Basierend auf eigenen Recherchen, Interviews und den Untersuchungsakten bieten die Autoren Carstens weitgehend "wohlsortierte Sachlichkeit". Dazwischen jedoch, so muss der Rezensent feststellen, entgleist das Buch immer wieder mit politisch einseitigen Sichtweisen und "böser Infamie". Etwa, wenn der Eindruck vermittelt wird, eine latent rassistische CDU habe die Mörder zu ihren Taten animiert. Für Carstens eine recht schäbige Vermutung.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.06.2012

Überzeugend findet Wolf Schmidt dieses Buch über den Nationalsozialistischen Untergrund über (NSU) von Christian Fuchs und John Goetz. Auf der Grundlage von umfangreichen Aktenrecherchen und vielen Interviews liefern die Autoren für ihn eine gründliche Schilderung der Vorgänge um die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle: die Radikalisierung der Mitglieder, das Abtauchen in den Untergrund, die spätere Mordserie und die Überfälle, die Ermittlungen. Schmidt hebt hervor, dass die Autoren nicht bei einer guten Zusammenfassung stehen bleiben, sondern auch eine detailreiche und erhellende Rekonstruktion der Biografien von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe, die in die Frage eingebettet wird, wie drei ostdeutsche Mittelschichtskinder zu Mördern werden konnte. Wer sich für die NSU interessiert, kann nach Ansicht des Rezensenten auf dieses Buch nicht verzichten.