Caspar Hirschi

Wettkampf der Nationen

Konstruktionen einer deutschen Ehrgemeinschaft an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit
Cover: Wettkampf der Nationen
Wallstein Verlag, Göttingen 2005
ISBN 9783892449362
Kartoniert, 555 Seiten, 48,00 EUR

Klappentext

Dissertation. In jüngerer Zeit wird in den Sozialwissenschaften die Ansicht vertreten, dass Nationen Erzeugnisse der Moderne sind. Caspar Hirschis These lautet gegenläufig, dass die Nationalisierung Europas ein diskontinuierlicher Prozeß von langer Dauer gewesen sei.
In Deutschland kam den Humanisten besondere Bedeutung zu, die antike Politikdiskurse neu kombinierten, die im Mittelalter in die königliche Propaganda eingeflossen waren. Der bipolaren Auffassung des Fremden stellten sie eine multipolare an die Seite: Die eigene Nation steht nicht mehr Heiden oder Barbaren gegenüber, sondern einer Vielzahl von Kollektiven, die kategorial gleich sind: Nationen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.03.2006

Viel Anerkennung erhält Caspar Hirschis Studie von Rezensent Urs Hafner. Der Autor löse seine "ambitiöse These" vom Ursprung des deutschen Nationalismus im Spätmittelalter zwar nur bedingt ein, aber erstens sei das doch mal erfrischend kühn gedacht und zweitens "gewandt" und mit viel Theorie vorgetragen. Hirschi verknüpfe insbesondere die moderne Sozialgeschichte mit der Mediävistik. Die deutschen Humanisten wie Ulrich von Hutten oder Jakob Wimpfeling, referiert der Rezensent, würden von Hirschi als "ideologische Vorläufer" eines bis zum Nationalsozialismus führenden Abgrenzungsdenkens angesehen. Vorbild sei das römische Reich mit seinem "imperialen Herrschaftsdenken" gewesen, und die "deutsche Nation" sollte sich von den französischen und italienischen Nachbarn durch noch mehr Männlichkeit und noch mehr Ehrgefühl abheben. Auch seien für Hirschi die Humanisten insofern "vormoderne Nationalisten", als sie bereits "die manipulative Macht des Wortes in seiner öffentlichen Inszenierung" erprobt hätten. Richtig überzeugt ist der Rezensent nicht von Hirschis "motivgeschichtlichem Katalog", aber die Studie sei "mutig" und "äußerst anregend" inszeniert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2005

Etwas zwiespältig findet Rezensent Michael Borgolte diese umfangreiche Dissertation über die Bedeutung des Humanismus des späten Mittelalters für den modernen Nationalismus, die Caspar Hirschi vorgelegt hat. Beeindruckt haben ihn insbesondere die "Gelehrsamkeit" und die "Sprachkunst" des Autors. Die "wichtigste forschungsstrategische Leistung" Hirschis sieht Borgolte darin, dass dieser die Nationenforschung der Mediävistik mit derjenigen der Zeitgeschichte verknüpft und damit die Einheit der Geschichte wiederhergestellt habe. Insofern würdigt er Hirschi als einen der "brillantesten Nachwuchshistoriker deutscher Zunge". Mit dem methodischen Ansatz des Werkes hat Borgolte allerdings seine Probleme. So hält er dem Autor einen "halbherzigen Konstruktivismus" sowie die "einseitige Fixierung auf die Diskursanalyse" vor, wodurch er die Bedeutung der Ergebnisse der Untersuchung am Ende doch gemindert sieht.
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