Carola Stern

Männer lieben anders

Helene Weigel und Bertolt Brecht
Cover: Männer lieben anders
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783871344114
gebunden, 223 Seiten, 18,41 EUR

Klappentext

Brecht und "die Weigel": Männertreue hielt er für eine verachtenswerte "bürgerliche Regel". Zeit seines Lebens hatte er "Nebenfrauen". Aber Helene Weigel, Wiener Jüdin und Schauspielerin, die früh mit allen Konventionen ihres bürgerlichen Milieus gebrochen hatte, war seine "Hauptfrau" und blieb es bis zum Ende.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2000

Kuriose Rezension. Man könnte Friedrich Dieckmanns Kritik der vier Bücher, die zu Helene Weigels 100. Geburtstag (12.5.00) erschienen sind, zu einem Rätsel zusammen fassen: Das zweitschwerste Buch wiegt 1060 g. Das schwerste (1400 g) ist nicht das gewichtigste, das leichteste (380 g) leicht auf respektable Weise. Das vierte Buch schließlich (590 g) ist schwerer als das leichteste und gewichtiger als das schwerste. Ordnen Sie den Gewichten die Titel zu, und benutzen Sie keine Waage!
1) Werner Hecht: "Helene Weigel. Eine große Frau des 20. Jahrhunderts" (Suhrkamp) Dieses Buch setzt der Weigel ein "Denkmal", meint Dieckmann, hebt aber hervor, dass Suhrkamp auch allen Grund dafür hat. Immerhin hat Helene Weigel nach dem Tod ihres Mannes den Universalvertrag mit Suhrkamp erneuert und damit alle "Kontrollambitionen der SED" unterlaufen. Besonders "bedeutsam findet Dieckmann an dem Band ein Gespräch, das Werner Hecht, Brecht-Editor bei Suhrkamp, 1969 mit Helene Weigel geführt hat.
2) "Helene Weigel". Fotografien von Vera Tenschert (Henschel)
Hier beeindrucken Dieckmann vor allem die abgebildeten "Interieurs", schöne alte Möbel vor neutralem Hintergrund: "Eine ganze Intellektuellengeneration hat so gelebt". Aber der Fotoband zeige auch die "vielen Facetten des Matriarchats", das Helene Weigel nach Brechts Tod am BE aufgezogen hat.
3) Carola Stern: "Männer lieben anders" (Rowohlt Berlin)
Dieckmann lobt die "Mischung aus Bekümmert- und Unbekümmertheit", mit der Stern die Ehe Brecht/Weigel nacherzählt. Vor allem ihr Sinn für die "psychischen und sozialen Voraussetzungen" dieser Ehe imponiert ihm. Zu diesen Voraussetzungen zählt Dieckmann die Androgynität der Weigel und die Herkunft beider aus dem Kleinbürgermilieu.
4) Sabine Kebir: "Abstieg in den Ruhm" (Aufbau)
"Gründlich" ist das Buch und "fesselnd" erzählt, beginnt Dieckmann seine Anmerkungen, um dann seine Kritik zu äußern: vor allem die Idealisierung der Weigel, bei der sich die Autorin in "Phraseologie" versteige, mißfällt ihm. Auch die "Entschärfung" der Beziehung Weigels zum deutschen Partei-Kommunismus findet er unangemessen. Dies schmälere jedoch nicht die Bedeutung des Buches: "Zu seinen Verdiensten gehört es, die geistigen Grundlagen der Haltung zu veranschaulichen, die die Weigel an Brechts Seite zu einer überlegenen Rolle finden ließ". Dennoch könne eine Detailüberarbeitung nicht schaden.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.05.2000

Hiltrud Häntzschel erzählt ein wenig aus dem Buch - immer mit viel Sympathie für die oft betrogene Helene Weigel. Allerdings hat sich die Weigel kaum über ihre Ehe mit Brecht geäußert. Es gibt keinen einzigen Brief von ihr an ihren Mann, schreibt Häntzschel. Dennoch erzähle Carola Stern die Geschichte dieses Ehepaares ?unkompliziert und fair, ohne den modischen Schwenk vom Schreibtisch zum Bett mitzumachen?. Nur sehr milde kritisiert Häntzschel, dass die Autorin keine Stellennachweise angibt. Wer also etwas nachprüfen will, muss die Quelle selbst suchen.
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