Carlo Strenger

Diese verdammten liberalen Eliten

Wer sie sind und warum wir sie brauchen
Cover: Diese verdammten liberalen Eliten
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518074985
Kartoniert, 171 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

In der Debatte über den Aufstieg nationalistischer und illiberaler Parteien ist ein altes Gespenst wieder aufgetaucht - das Gespenst der liberalen Kosmopoliten: gut ausgebildete, international vernetzte Wissenschaftlerinnen, Journalisten oder Politikerinnen, die sich gegenseitig ihrer moralischen Überlegenheit versichern. Die Kluft zwischen Kosmopolitinnen und heimatverbundenen Kommunitaristen gilt als einer der zentralen Konflikte unserer Zeit. Eine zutreffende Diagnose? Oder ist die Vorstellung von entwurzelten liberalen Eliten bloß ein Zerrbild? Der Psychoanalytiker und Publizist Carlo Strenger kennt diese Gruppe nur allzu gut: weil er selbst zu ihr gehört - und aus dem Alltag seiner therapeutischen Praxis. Anhand einschlägiger soziologischer Literatur verallgemeinert er seine Befunde. Ja, so die selbstkritische Einsicht, die liberalen Eliten sind oft zu arrogant. Und dennoch brauchen wir ihre Expertise. Strenger schließt mit einem doppelten Plädoyer: für mehr Bodenständigkeit unter den liberalen Kosmopolitinnen und eine liberal-kosmopolitische Grundausbildung für alle.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.07.2019

Rezensentin Tamara Tischendorf gibt sich damit zufrieden, dass der Psychologe Carlo Strenger erneut die liberale Elite auf die Couch legt, auf dass sie sich selbst besser verstehe. Das hat der Autor zwar schon in seinem letzten Buch gemacht, stellt sie fest und enttarnt so den Titel, der ein neues Zielpublikum suggeriert, wie Tischendorf vermutet, lesenswert findet die Rezensentin das Buch aber dennoch. Als mit empirischen Erkenntnissen aus Wirtschafts- und Politikwissenschaft gefüttertes Psychogramm der Jetsetter der oberen Mittelschicht, die nicht nach Geld sondern nach Einfluss und Leistung hecheln, bietet ihr der Band aufschlussreiche Fallbeispiele aus Strengers Praxis und allerhand Empfehlungen an die armen Eliten, wie sie mit ihren Depressionen in einer illiberalen Gesellschaft leben sollen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 27.06.2019

Rezensentin Catherine Newmark lernt in erster Linie den Psychologen und Publizisten Carlo Strenger kennen in diesem Buch. Denn der zählt sich natürlich selbst zu "diesen verdammten liberalen Eliten", die zum Feindbild der Rechtspopulisten wurden. Für die Kritikerin bedeutet Strengers Selbstanalyse aber nichts Schlechtes, im Gegenteil: Seinen kritischen Umgang mit der "Abgehobenheit des eigenen Milieus" verknüpfe der Autor mit einer kultursoziologischen Beschreibung, lobt die Rezensentin, die vor allem den Mittelteil des Buches hervorhebt: Hier lernt sie anhand von fünf Fallstudien aus Strengers therapeutischem Alltag die liberale Elite und ihre Kommunikationsprobleme mit "traditionsverwurzelten nationalen Mehrheiten" kennen. Eine Differenzierung innerhalb der Eliten hätte sich Newmark allerdings auch gewünscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.06.2019

Rezensent Günther Nonnenmacher lernt in Carlo Strengers Buch die liberalen Eliten kennen - aber nicht unbedingt lieben. Die Unterscheidung zwischen "Anywheres" und "Somewheres" voraussetzend erklärt ihm der Psychotherapeut Strenger die Sorgen der Traditionellen und die Schwachstellen der Globalisierungsgewinner, die seine Praxis aufsuchen. Allerdings scheint Nonnenmacher das nicht sehr aussagekräftig, weil der Autor ja nur die problematischen Fälle kennt. Strengers Ratschläge gegen den gesellschaftlichen Hiat (mehr Empathie, mehr Partizipation!) findet Nonnenmacher leicht altbacken.
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