Seyla Benhabib

Kosmopolitismus ohne Illusionen

Menschenrechte in unruhigen Zeiten
Cover: Kosmopolitismus ohne Illusionen
Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783518297650
Kartoniert, 281 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karin Wördemann, Andreas Fliedner, Jeanette Ehrmann und Stefan Eich. Auch wenn "globale Menschenrechte" mittlerweile zum Standardrepertoire des politischen Diskurses gehören, ist ihre philosophische Rechtfertigung nach wie vor umstrittenes Gebiet. Während zum Beispiel die einen sagen, Menschenrechte seien das trojanische Pferd, mit dem der Westen seinen neoliberalen way of life in alle Welt zu exportieren trachtet, verbinden andere mit der Idee einer Weltbürgerschaft mit verbrieften Rechten einen unzulässigen Eingriff in die Souveränität demokratischer Staaten. Seyla Benhabib entwickelt in ihrem Buch ein diskursethisches Instrumentarium, um solche falschen Gegensätze zu überwinden. Anhand zahlreicher Beispiele - Kopftuchstreit, Flüchtlingspolitik, humanitäre Interventionen - zeigt sie Wege zu einem engagierten, kontextsensitiven demokratischen Kosmopolitismus jenseits von Interventionismus und Indifferenz.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.04.2017

Menschenrechte müssen nicht zwangsläufig als kleinster gemeinsamer Nenner verstanden werden, damit sich unterschiedliche Gesellschaften darauf einigen können, lernt Rezensent Michael Schefczyk mit Seyla Benhabibs Buch über einen "Kosmopolitismus ohne Illusionen". Benhabib greift in ihrer Theorie auf Jürgen Habermas zurück, der das "Rechtsprinzip" von einem "Rechtekatalog" unterscheidet, lesen wir, das Rechtsprinzip garantiere ein Bündel von Grundrechten, über deren konkreten Gehalt jedoch in demokratischer Abstimmung entscheiden werden müsse, die Benhabib "demokratische Iterationen" nennt, die der "Logik der Mehrdeutigkeit" folgen. In jedem Fall ein Gedanke, den es zu verfolgen lohnt, meint Schefczyk.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.02.2017

Wilfried von Bredow liest Seyla Benhabibs Texte über einen sinnvollen, von Menschenrechten und demokratischer Selbstbestimmung geprägten Kosmopolitismus mit Sympathie für diesen letztlich recht optimistischen Blick auf globale Entwicklungen. Aktuelle eher negative globale Entwicklungen scheint die Autorin nicht immer in ihre mit großer "Denkschärfe" formulierten Gedanken einzubeziehen, wie Bredow nahelegt. Die Untersuchung politiktheoretischer und philosophischer Menschenrechtskonzepte gelingt Benhabib allerdings mit feinem Unterscheidungsvermögen, erklärt der Rezensent. Angesichts der Nüchternheit und "philosophischen Unverdrossenheit" der Autorin möchte  Bredow nur manchmal die rückwärtsgewandten Tendenzen "jurisgenerativer Politik" in Erinnerung rufen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.12.2016

Stefan Reinecke bedauert den akademischen Jargon der hier versammelten Aufsätze und Vorträge der amerikanischen Philosophin Seyla Benhabib, die dem Rezensenten bedeuten, dass die Nationalstaaten längst nicht mehr souverän sind. Zusammen mit der ungemeinen Abstraktionshöhe, findet er, wird die intellektuelle Brillanz der Texte so eher verdeckt als zum Leuchten gebracht. Dabei sind die Themen, vom Kopftuch bis zum Menschenrecht, und Benhabibs Versuch, die Spannung zwischen globalem und nationalem Recht auszumessen, für Reinecke spannend und wichtig und in ihrer Zielrichtung aufs Praktische orientiert. Wo die Vorteile der Globalisierung des Rechts liegen, kann Reinecke mit Benhabib erkennen. Dass die Autorin dem Universalen dennoch nicht blind den Vorzug gibt vor allem Nationalen, rechnet er ihr hoch an. Die dialektische Wendung der Essays verblüfft ihn dann umso mehr.