Brigitte Mazohl

Zeitenwende 1806

Das Heilige Römische Reich und die Geburt des modernen Europa
Cover: Zeitenwende 1806
Böhlau Verlag, Wien 2005
ISBN 9783205773771
Kartoniert, 299 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Als Kaiser Franz II. am 6. August 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reiches niederlegte, war mit diesem Rechtsakt das Ende der bisherigen alteuropäischen politischen Herrschaftsordnung besiegelt. Das Alte Reich hatte den Herausforderungen der Französischen Revolution nicht standhalten können. Die jahrhundertealte Tradition der universalen christlich-abendländischen Monarchie wurde mit dieser Abdankung zerschlagen und das Prinzip des modernen Nationalstaats trat seinen Siegeszug in Europa an. Die Folgen dieser einschneidenden politischen Zäsur führten durch den Rivalitätskampf der europäischen Nationen unmittelbar in die "Barbarei" des 20. Jahrhunderts. Sie waren es aber auch, die Europa die modernen demokratischen Freiheiten brachten. Die wirkmächtigen Prinzipien von alteuropäischem Reichsrecht und modernem Nationalstaat - Wahlkönigtum versus Absolutismus, Friedenssicherung versus Expansionspolitik, ständische Ungleichheit versus moderne Rechtsgleichheit - werden dabei einander gegenübergestellt. Es gilt, die Verluste zu benennen, welche die Entscheidung für den modernen Weg des Nationalstaats nach sich gezogen hat. Und es gilt die Konsequenzen nachzuzeichnen, die aus der "Revolution" des Jahres 1806 in die europäischen "Urkatastrophen des 20. Jahrhunderts" geführt haben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.03.2006

Nicht nur eine vortreffliche Studie liege hier vor, meint Rezensent Harm Klueting, ssondern auch die erste Reichsgeschichte aus österreichischer Sicht. Wenn vom "alten Reich" die Rede sei, verstünde man darunter in Österreich etwas gänzlich anderes als in Deutschland, nämlich das Habsburgerreich vom Hochrhein bis in die Karpaten. Die Sicht der bundesdeutschen Geschichtswissenschaft, so der Rezensent, habe in Österreich nie eine Rolle gespielt, zumal sie auch für das Traditionsverständnis Westdeutschlands instrumentalisiert worden sei. In der "exzellenten" Darstellung der Innsbrucker Professorin Mazohl-Wallnigs kämen nun das Reich und Österreich gleichermaßen zur Geltung. Immerhin war 1438 die Kaiserwürde des Heiligen Römischen Reiches an die Österreicher gegangen, die Franz II. erst 1806 niederlegte.