Bodo Kirchhoff

Die Liebe in groben Zügen

Roman
Cover: Die Liebe in groben Zügen
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 2012
ISBN 9783627001834
Gebunden, 669 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Vila und Renz, beide fürs Fernsehen tätig, sind ein Paar im Takt der Zeit mit erwachsener Tochter, Wohnung in Frankfurt und Sommerhaus in Italien alles so weit gut, wäre da nicht die unstillbare Sehnsucht nach Liebe: die einzige schwere Krankheit, mit der man alt werden kann, sogar gemeinsam. Noch aber sind Vila und Renz nicht alt, auch wenn sie erfahren, dass sie Großeltern werden. Sie stehen voll im Leben, nach außen erfolgreich und nach innen ein Paar, das viel voneinander weiß, aber nicht zu viel. Ein ausbalancierter Zustand; bis zu dem Augenblick, in dem Vila mit ungeahnter Intensität einen anderen zu lieben beginnt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.10.2012

Ach ja, die Liebe. Roman Bucheli mag erst gar nicht glauben, dass sich über das ewige Thema doch noch mal nüchtern, genau, klug und auch noch unterhaltsam erzählen lässt. Bei Bodo Kirchhoff jedoch gelingt eben das, freut sich Bucheli und nimmt die 670 Seiten im Lauf, oder beinahe. Jedenfalls langweilt er sich nicht, bei aller Ausdauer, die er, zugegeben, aufwenden muss. Zwischendrin hält er immer wieder inne und staunt über Kirchhoffs Erzähler, seine feinfühligen, doch sachlichen, ironiefreien Einsichten zu den Früh- und Spätformen des Verliebtseins, hier ausexerziert an einem etwas älteren, schon etwas voneinander angeödeten Paar, das sich noch einmal auf die Suche begibt nach der Erfüllung beziehungsweise nach dem Begehren. Des Autors dramatisches Geschick lobt Bucheli wie seinen Mut, das Thema überhaupt angegangen zu sein.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2012

Atemberaubend, rückhaltlos, herrlich, so muss man über die Liebe schreiben, meint Rezensentin Rose-Maria Gropp, und Bodo Kirchhoff kann es, da lässt sie keinen Zweifel. Wie der Autor in diesem Buch über die späte Beziehungskrise eines miteinander alt gewordenen glamourösen Paars fabuliert, anspielungsreich, nicht allwissend noch allumfassend, aber Charaktere schaffend (starke weibliche vor allem!) und Realität, und dennoch parabolisch - das hat Gropp hin- und weggerissen. Dass große Literatur immer auch am Rand der Plausibilität balanciert, manchmal mutig darüber hinausgeht, merkt Gropp hier, wenn Kirchhoff mythisch Franz von Assisi und die heilige Klara ins Spiel bringt. Aber ein Schreiben über die Liebe ohne Um- und Abwege, das wäre der Rezensentin auch viel zu langweilig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.09.2012

Ziemlich matt erscheinen Katrin Hillgruber die Oberflächen in Bodo Kirchhoffs neuem Roman über die Eheverwirrungen aus den gehobenen Kreisen. Alles in dem Buch will "Bewunderung erzeugen", ächzt die Rezensentin, die zwar auch artig den eleganten Stil und einige Einsichten in das Wesen der Liebe lobt, ansonsten aber nur mäßige Begeisterung für das Buch aufbringen kann. Wenn hier nicht die Jaguare am Gardasee vorbeifahren, wird über das Frühstücksei gestritten oder die Italianità ausgestellt. Die frauenfeindliche Auslassungen zum Zusammenhang von Kinderlosigkeit und Krebs vergällen der Rezensentin dann endgültig diesen Roman.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.09.2012

Dass Bodo Kirchhoff sich in seinem neuen Roman der ganz großen Themen annimmt - Älterwerden, Abschiednehmen, Liebe und Tod -, ringt Ulreich Greiner Respekt ab. Auch lässt ihn die Handlung durchaus nicht kalt, die er, in groben Zügen, zusammenfasst und dabei auch das Ende verrät. Zwei Sachen stören für den Rezensenten jedoch das Vergnügen. Zum einen erscheint ihm das Buch unnötig detailreich, wie eine Altbauwohnung vollgestopft "mit ausgesuchten sprachlichen Möbeln, mit schmückenden Adjektiven und anekdotischem Nippes". Zum anderen stellt sich dem Rezensenten angesichts des statusbewussten Personals des Romans, den "Luxus-Spießern", die fortwährend über gutes Essen und teure Autos reden, die Frage nach der inneren Distanz des Autors zu seinen Figuren. Bisweilen beschleiche ihn das Gefühl, Kirchhoff sei einer von ihnen. So zieht Greiner letztlich ein durchwachsenes Fazit: "Kunstvoll, wenngleich oftmals gekünstelt."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2012

Grandios findet Rezensent Christoph Schröder den neuen und, wie er meint, wichtigsten Roman von Bodo Kirchhoff. Dass der Autor mit seiner Darstellung der Langzeitliebe in Zeiten des materiellen Überflusses einmal mehr aufs Ganze geht, Risiken eingeht bei seinem Umgang mit Pathos, mit Form und mit einem Thema, ist das Eine für Schröder. Das Andere ist Kirchhoffs eigenes Schicksal. Der Umstand, dass der Autor als Junge sexuell missbraucht wurde, fließt laut Schröder in den Text ein. Es zeigt sich in den Figuren, vor allem aber beim Thema, erklärt er: Liebe in all ihren Ambivalenzen, Sexualität als Schicksal.
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